s war Mitte Juli und bestimmt einer dieser tropisch heißen Tage, die mich nach einer kühlen Brise und wellenumspülten Füßen sehnen ließen.
Im spätsommerlichen September sollte es nun endlich soweit sein – ein verlängertes Wochenende auf Rügen. Schon fast im Herbst gibt es eben Orte, die auch gerade zwischen den Jahreszeiten besonders schön sind. So wie die Ostsee. Ein nebelverhangenes Meer, das den Horizont verschwinden lässt, aufbrausende Wellen angetrieben durch den Sturm. Und dann diese besonderen Momente, wenn die Sonnenstrahlen durch die Wolken brechen und das Meer zähmen.
Voller Vorfreude buchte ich also ein Apartment in relativer Strandnähe. Mit beginnender Nebensaison gab es einige lohnenden Angebote, Hunde-Willkommen inklusive. Und auch bei der Anreise konnten wir richtig gut sparen. Denn noch behielt das Ostseeticket seine Gültigkeit und war mit seinen 49 Euro für Berlin- Bergen (Rügen) – Berlin unschlagbar günstig.
Abfahrt im IC nach Stralsund: Die Nebensaison macht sich bemerkbar. Ein ganzes Abteil für uns allein. Erste Brotzeit und ein entspannter Pudel. Vorbei ging es an idyllischen Seen, kleinen Städtchen und auf der Überfahrt von Stralsund nach Bergen ließ sich in der Dämmerung der Ostseekanal erahnen.
Als wir kurz vor 20 Uhr Bergen auf Rügen erreichen, ist es schon dunkel aber zu unserer Überraschung angenehm warm. Wir haben nicht viel Zeit, bis uns der Bus zum nächsten Zwischenstopp bringt. Durch die Dunkelheit sausen wir über die Insel (ja, die Busfahrer haben schon ein Tempo drauf). Am Binzer Bahnhof erreichen wir unser vorletztes Ziel. Mit dem Rasenden Roland geht es die letzten Kilometer quer durch die Granitz nach Sellin. Das schnaubende Ungetüm ist Niko nicht ganz geheuer. Doch für ängstliche Fahrgäste gibt es vom Schaffner ein paar Leckerlis extra. Kurz vor 21 Uhr stehen wir mit einer Handvoll Mitreisender auf dem verschlafenen Bahnhof in Sellin.
Die Ruhe, die heimelige Abendstimmung und die Ostsee war laut Karte nur ein paar Fußminuten entfernt. Ich konnte es kaum erwarten, in den morgigen Tag zu starten. Die Wegbeschreibung zu unserem Apartment war einfach. Und knappe 15 Minuten später standen wir schon vor der Tür. Der Kurzurlaub konnte endlich beginnen.
Ostsee im Herbst: Von allem ein bisschen
Keinen Wecker gestellt. Aber unsere tägliche Routine lässt mich früh wach werden. Um halb sieben krabbeln wir aus dem gemütlichen Boxspringbett. Ich hatte endlich mal wieder gut geschlafen und wache an diesem Morgen ohne Nackenschmerzen. Ein leichter Nieselregen empfängt uns vor der Tür. Aber egal, dann ist bestimmt der Strand schön leer. Nach einem kleinen Umweg – mein innerer Kompass ließ mich in die falsche Richtung laufen – geht es zum Strand stramm bergauf. Vorbei am Fischrestaurant und den vielen Ferienhäusern höre ich nun endlich ihr ungestümes Rauschen.
Der Strand ist noch menschenleer, als sich am Horizont vorsichtig die Sonne durch die Wolken schiebt. Im Gleichtakt der hereinbrechenden Wellen kann ich tief durchatmen und diesen Moment einfach für sich genießen. Auch Niko hat ganz offensichtlich seinen Spaß. Leinen-los fegt er über den Sand und steckt seine Nase ganz tief in den angespülten Treibsel. Wir wandern strandaufwärts. Ganz weit am Horizont zeichnen sich sanft die Umrisse der Seebrücke ab.
Ganz allein sind wir an diesem Morgen nun doch nicht. Möwen versuchen mit ihrem Geschrei gegen das Tosen anzukommen. Einige Schwäne und Enten lassen sich im Wasser treiben. Niko ist auf großer Schnüffelsafari und hat keinen Blick für die gefiederten Freunde. Bis er plötzlich diesen Schwan in Ufernähe entdeckt. Plötzlich flattern die Ohren im Wind und er sprintet los. Ob sich der Schwan das bieten lässt? Er flattert einfach davon.
An der Seebrücke die Treppen rauf, schlendern wir die Promenade herunter – vorbei an den vielen kleinen Restaurants, Villen und einem bereits geöffneten Bäcker. An den duftenden Brötchen und Teilchen kam ich natürlich nicht vorbei. Und selbst der Supermarkt um die Ecke hielt einige Überraschungen für uns bereit. So können dort Kunden ihre Milch einfach selbst abfüllen. Auch wenn ich keine Milch trinke, tolles Konzept.
Auf dem Hochweg in die Granitz: Abwechslungsreiche Wanderabenteuer
Das Wochenende nur am Strand zu verbringen, kam für uns nicht in Frage. Gemütlich bei duftendem Ofengemüse und einer Weinschorle plante ich im Internet mögliche Wanderrouten, auf denen wir mit Hund entspannt eine gute Aussicht auf das Meer haben würden aber auch die Umgebung entdecken könnten. Mit der Granitz vor der Haustür blieben da keine Wünsche offen. Teufelsschlucht, Waldhalle mit dem Steilufer, der Schwarze See, der finnische Krieger, Jagdschloß, Barfußpfad oder einen Rundgang um den Selliner See.
Vor ein paar Wochen noch gefüllt mit Sommer-Strand-Touristen entfaltete Sellin nun von seinen unwiderstehlichen Herbstcharme.
Ein Mix aus warmer Sonne, leichtem Nieselregen und klarer Luft stimmte uns auf die geplante Tagestour ein. Vorsorglich bin ich in Wanderschuhen angereist, wild entschlossen die Steilküste zu erklimmen. Kurz vor der Seebrücke bogen wir links in den Hochuferwanderweg ein. Ein paar Treppen hoch, vorbei an den letzten Villen und schon standen wir in der Granitz.
Abwechlungsreiche Pfade geben jeder Wanderung ihr gewisses Etwas. Umgestürzte Bäume, die zu kleinen Kletterpartien herausfordern, seltsam anmutende Pilzkulturen und ein stetiges Auf und Ab durch die Hügel. Unsere kleine Wandergruppe kam voll auf ihre Kosten, auch wenn Niko an der Leine mitlaufen musste. In der Granitz herrscht Leinenpflicht und auch die teilweise unübersichtlichen Steilufer können im Abenteuerübermut schnell zu einer Gefahr werden. Wir brauchten eine kleine Weile bis zu unserer ersten Etappe: die Waldhalle mit einem atemberaubenden Steilufer.
Auf den letzten Metern musste ich – untrainiert – schon etwas mit meiner Kondition kämpfen. Aber der Ausblick auf diese wunderschönen Blautöne der Ostsee belohnt für sämtliche Schweißperlen.
Von hier aus kann man sich auch entscheiden – weiter in Richtung Teufelsschlucht und Binzer Steinstrand bis – falls es Wetter und Konditionen zulassen – zur berühmten Seebrücke in Binz. Oder aber weiter hinein in das tiefe grüne Herz der Granitz. Wir entscheiden uns für letzteres und machen uns auf den Weg zum Schwarzen See. Sind ja schließlich nur 1,5 km.
Nach einer kurzen Verschnaufpause (Schade, wir hatten leider kein Picknick dabei) werde ich schon wieder mutiger. Die Teufelsschlucht lässt mich nicht los – aber sie ist noch einen sehr guten Fußmarsch weit weg. Die bis jetzt zurückgelegten Kilometer merke ich schon langsam in meinen Beinen. Aber ein kurzer Abstecher zum Finnischen Krieger dürfte ja noch drin sein!
„Finnischer Krieger“ klang irgendwie spannend und entsprechend hoch war meine Erwartungshaltung. Als wir vor einem Grab am Wegesrand standen, war ich – ehrlich gesagt – ein bisschen enttäuscht. Unter Gelächter meiner großartigen Reisebegleitung brechen wir nach kurzem Halt wieder in Richtung Sellin auf. Auch Niko hat langsam genug und fängt an zu drängeln. Doch ganz so schnell geht es dann doch nicht. Ein kräftiger Regenguss hält uns eine Weile im Wald fest. Oder besser gesagt verweigerte Niko das Weiterlaufen im Regen und suchte sich Schutz unter einem Baum etwas abseits vom Wegesrand. Alle Bemühungen waren vergebens. Wie ein Stein bleibt er dort einfach sitzen.
Noch etwas durchnässt von unserer Wanderung lassen wir uns in eines der vielen gemütlichen Restaurants entlang der Promenade treiben. Umschlungen von einer Decke und bei einer heißen Tasse Tee genießen wir draußen unter dem Schirm das angenehme Herbstwetter.
Im Herbst an die Ostsee? Na klar!
Auf unseren Spaziergängen durch das Seebad haben wir viele schöne Ecken entdeckt Orte. Parks mit saftig-grünen Wiesen und kleinen Teichen, schmucke Siedlungen und auch der Selliner See machen neugierig auf eine kleine Wanderungen. Angenehm an der beginnenden Nebensaison sind die weitaus weniger Touristen. Zwar waren die Restaurants gut besucht und auch in der Granitz kreuzten sich immer wieder unsere Wege mit anderen Wanderern. Aber dennoch entspannt und ganz ohne Hektik oder Gedränge. Und in der Morgendämmerung der menschenleere Strand – einfach unbezahlbar. Nur der Pudel, das Meer und ich – und ein paar Möwen und Schwäne.
Als wir ins Apartment zurückkommen, ist meist schon die Dämmerung angebrochen. Die Luft kühlt sich langsam ab und eine angenehm kühle Brise strömt durch das offene Fenster und leise prasselt der Regen auf das Vordach der Treppe. Seeluft macht müde. Niko rollt sich nach seinem verdienten Kausnack gemütlich auf der Decke ein und mehr als ein kleines Abendessen mit einem Glas Wein war bei uns meist nicht mehr drin.
Eine Herbstauszeit an der Ostsee können wir jedem nur ans Herz legen. Die meisten Strände sind ab Oktober wieder für Hunde geöffnet und die Idylle ist einfach einzigartig. Auf meinen Gute-Nacht-Runden durch die verschlafenen Gassen und Strassen überkommt mich gleich am ersten Abend ein echtes Zuhause-Gefühl. Alles fühlt sich heimelig und sicher an, die Menschen sind nett, zuvorkommend und – ganz wichtig – ziemlich hundefreundlich. Hierher werden wir wieder kommen. Versprochen!
Ich packe Nikos Koffer und nehme mit …
Ich reise zwar gerne mit schlankem Gepäck. Alles muss in einen Rucksack passen, damit ich die Hände frei für Niko habe. Doch auch für Niko muss noch so einiges mit:
Näpfe – für Wasser und Futter. Für unterwegs ist auch immer eine Wasserflasche mit dabei.
Handtuch – besonders wenn es regnet oder der Hund gerne mal baden geht.
Decke – habe ich generell immer dabei, auch in Berlin wenn wir auf Cafétour sind. Auf Reisen macht eine Decke den fremden Platz vertrauter und kuscheliger.
Leinen – Mit dabei ist immer unsere leichte Führleine, die ich auch gut um die Schulter tragen kann, um mal beide Hände frei zu haben. Für Ausflüge und Wanderungen kommt zudem eine Schleppleine mit, die Niko mehr Bewegungs-Spielraum gibt.
Maulkorb – in öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus, Bahn oder auch Fähren sind Maulkörbe oftmals Pflicht.
Fellpflege – Zeckenzange und Bürste.
Hundemarke – mit den persönlichen Kontaktdaten und Mobilnummer.
Tasso-Marke – Ich möchte nicht darüber nachdenken, aber passieren kann es schnell – der Hund ist weg. Über Organisationen wie Tasso können die Lieblinge wiedergefunden werden. Daher immer die Transpondernummer des Mikrochips dabei haben.
Hundefutter – Zu Hause bekommt Niko frisches Fleisch aus dem Barf-Laden. Sind wir allerdings auf Reisen weiche ich gerne aus praktischen Gründen auf hochwertiges Dosenfutter aus. Die Abwechslung findet Niko bisher ganz gut und leckere Kausnacks gibt es ja auch oben drauf.
Seit meiner Tour nach Köln im vergangenen Sommer habe ich Nikos Stressanfälligkeit besonders im Blick. Damals hatte ihn die lange Zugfahrt so viel abgefordert, dass wir mit Durchfall und Erbrechen im Zug zu kämpfen hatten. Ändern sich plötzlich unsere Tagesabläufe neigt er dazu, darauf sensibel zu reagieren. Daher habe ich bei der Buchung der Zugverbindungen darauf geachtet, dass wir möglichst entspannte Umstiege haben und idealerweise unser Abteil nicht teilen müssen. Das lässt sich bei Reisen in der Nebensaison natürlich viel besser planen.
Bahnreisen mit Hund waren bisher für uns ziemlich unkompliziert. Allerdings gibt es auch hier einiges zu beachten: Reist der Vierbeiner ohne Transportbox oder -tasche, muss für ihn ein Fahrschein gelöst werden. Je nach Strecke kann das teuer werden. Außerdem ist das Tragen eines Maulkorbs vorgeschrieben, was in der Realität in den Ermessensspielraum des Zugpersonals fällt. Mehr zu den Bestimmungen der Deutschen Bahn gibt es hier. Für alle Fälle habe ich eine faltbare Transporttasche dabei. Mit ihr spare ich nicht nur Geld; sie ist für Niko eine kleine Ruheinsel in stressigen Situationen unterwegs.
Die richtige Unterkunft mit Hund
Mit einem Vierbeiner im Schlepptau engt die Auswahl der Unterkünfte mitunter ziemlich ein. Die Suche nach einem passenden Apartment, das wir sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können, hat dann doch etwas gedauert. Nicht überall sind Hunde gern gesehene Gäste. Verschiedene Buchungsportale bieten mittlerweile die Filterfunktion „Haustiere erlaubt“ an, was die Recherche um Einiges leichter macht. Aber nicht nur auf die Erlaubnis der Vermieter kommt es an. Als wir unser Apartment buchten, sahen die Fotos im Internet sehr vielversprechend aus – anscheinend 1,5 bis 2 Zimmer, Terrasse mit kleinem Garten. Perfekt für Zwei mit Hund. Die Realität sah dann trotz Ankunft in der Dämmerung sehr viel anders aus. Das Fleckchen Grün vor der Haustür entpuppte sich als Parkplatz, die vermeintliche Terrasse eher als Treppenvorsprung. Und auch drinnen schrumpfte es in sich zusammen: 1 Zimmer mit separater Küchenzeile und Bad. Das Apartment war zwar sehr gepflegt und gut ausgestattet, allerdings hätten wir mit einem größeren Hund ein echtes Platzproblem bekommen. Vorab beim Vermieter nachfragen lohnt sich also immer!
Reisen mit Hund – JA!
Die Ostsee hat uns sehr gut getan. Alles in allem ist das Reisen mit Hund etwas sehr Schönes. Doch sollte bei jeder Reiseplanung vorher genau abgewogen werden, ob wirklich alle ihren Spaß haben werden. Kurztrips in quirlige Städte oder lange, strapaziöse Fahrten können den Vierbeiner vielleicht eher stressen, während Naturauszeiten zu echten Wohltaten werden.
Passt alles zusammen, kann das gemeinsame Abenteuer losgehen!