Der feine Unterschied

Hunde richtig begrüßen

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ie Sonne hatte sich wieder blicken lassen und diese Lücke bis zum nächsten Wolkenbruch nutzte ich spontan für unsere Mittagsrunde durch den Kiez. Am Rande des kleinen Parks bin ich auf einen kleinen Jungen aufmerksam geworden. Er beobachtete uns aus dem Augenwinkel. Ich bekam schnell das Gefühl, dass er nach einem passenden Moment suchte, um uns anzusprechen. Und siehe da, als wir auf gleicher Höhe waren, kletterte er schnell über den kniehohen Zaun und fragte nach Nikos Namen. Mein Bauchgefühl hatte mich also nicht getäuscht. Natürlich wollte er ihn auch gleich streicheln. Das entscheide ich tatsächlich immer je nach Situation. „Lass’ uns schauen, ob Niko das auch möchte.“ Und dann überraschte mich dieses Kind: Der Junge hockte sich ganz ruhig hin und führte langsam seine Hand seitlich an Niko heran. Der wiederum war sehr angetan und schmiegte sich gleich an das Knie. Der Junge erzählte vom Hund seiner Oma. Mir wurde klar, warum er sich so gut im respektvollen Umgang mit Vierbeinern auskennt. Diese Begegnung hat mich ziemlich beeindruckt.

Ohhhh! Ist der süß!

Das kleine Lockentier mit seinen braunen Knopfaugen hat es ziemlich einfach, Sympathien für sich zu gewinnen. Unterwegs werden wir häufiger von fremden Menschen angesprochen. Oder sie fragen gar nicht erst und versuche, ohne Vorwarnung eine Nähe aufzubauen. Zugegeben, auch mir fällt es manchmal schwer, mich bei einem sympathischen Vierbeiner zurückzuhalten. Doch nicht jeder Hund kann mit distanzlosen Annäherungen gut umgehen und reagiert mitunter abweisend oder scheinbar aggressiv.

Liebe zu einem Lebewesen bedeutet vor allem, individuelle Bedürfnisse zu respektieren.

Auch wenn ein Hund in seinem Alltag sehr selbstbewusst ist, kann er in bestimmten Situationen gestresst reagieren.

Wie geht nun die Begrüßungs-Knigge?

Einen Kleinpudel schätzen viele per se sympathisch und eher ungefährlich ein. Wie häufig habe ich aus dem Augenwinkel fremde Hände beobachtet, die sich Niko ungefragt genähert haben. „Ach, er ist ja so niedlich.“ Und wie häufig musste ich mit Enttäuschungen umgehen, wenn ich eine Kontaktaufnahme verneinte. Denn Tiere sind kein Spielzeug und auch nicht dafür da, unserem Wunsch nach Nähe zu erfüllen. Zwar ist Niko anderen Menschen gegenüber meistens sehr offen und eher selten skeptisch. Doch trotzdem ist er ein sehr sensibler Hund und das benötigt wiederum eine gewisse Sensibilität  beim Begrüßen.

Kenne ich einen Hund nicht, nehme ich zuallererst mit seinem Menschen Kontakt auf. Denn jeder Hund ist anders sozialisiert.  Aufgrund von Schmerzen, Krankheit oder eines traumatischen Erlebnisses können ängstliche Verhaltensweisen bis hin zu echten Aggression auftreten.

Lautes Rufen, hohe Stimmlagen und ein freudiges Quietschen – unserer Natur heraus nehmen wir zuerst mithilfe von „Sprache“, Kontakt mit dem Hund auf. Zusammen mit aufgeregten, gefühlsgeladene Äußerungen wirken wir auf das vierbeinige Gegenüber sehr hektisch, also alles andere als ruhig und bestimmt. 

Eine behutsame Annäherung ist der Grundstein für eine positive Begegnung. Gehe ich auf einen Hund zu und beobachte beim Vierbeiner eine Unsicherheit, muss ich meine Körpersprache überprüfen.  Eine Bewegung im seitlichen Bogen bewahrt für diesen Moment die Höflichkeit. Mit einigem Abstand lasse ich nun dem Hund den Vortritt zur Kontaktaufnahme. Und das in seinem ganz eigenen Tempo. Für das „sich riechen können“ muss ich sowieso nicht direkt vor ihm stehen. Nimmt er meinen Geruch interessiert auf, ist der erste Schritt gemacht.

Natürlich muss das Interesse nicht auf beiden Seiten liegen und der Hund hat einfach keine Lust, mich kennenzulernen und bleibt auf Distanz. Diese Reaktion sollte unbedingt respektiert werden. wahrscheinlich sofort auf Sie zu, sobald er Sie bemerkt.

Der Geruchssinn ist für einen Hund  unerlässlich in der Kommunikation mit seiner Umwelt. Bereits direkt nach  der Geburt können Welpen ihre Mutter am Geruch erkennen. Erst später entwickeln sich weitere Sinnesorgane wie die Sehkraft nach ungefähr nach 15 Tagen oder das Hören nach knapp 20 Tagen.

Anstatt den Vierbeiner direkt anzusprechen und sogar anzufassen, halte ich mich respektvoll zurück, bis er mit dem Schnüffeln fertig ist. Einfach ganz ruhig stehen bleiben und mit dem dazugehörigen Menschen ein nettes Gespräch beginnen und direkt fragen, ob weiterer Kontakt erwünscht ist.

Eine frontale Annäherung mit direktem Blickkontakt sind hingegen keine gute Idee. Hebt sich dann noch der Arm von oben über den Kopf des Hundes, wird sich dieser wegducken.  

Ein kleines Begrüßungs-Einmaleins

Zuerst den zum Hund gehörenden Menschen fragen, ob ein Kontakt erwünscht ist.  

Ist das in Ordnung, ganz entspannt auf den Hund zubewegen.

Den Hund nicht anstarren oder mit den Augen fixieren.

Einen kleinen Bogen laufen.

Den Hund von allein kommen und schnüffeln lassen.

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Der erste Eindruck zählt – wie bei uns Menschen so auch bei den Hunden. Entfernt sich der Vierbeiner nach der ersten Kontaktaufnahme, ist das zwar schade, muss aber respektiert werden. Lockversuche mit körperlicher Zugewandtheit oder dem Vorstrecken der Hände empfinden Hunde als  unerwünscht. Kommt uns doch irgendwie bekannt vor! Hunde brauchen Zeit und vor allem Raum, um sich mit uns wohlzufühlen.