Zwischen Klischees und Charme: Pudel mit Persönlichkeit

Hand aufs Herz! Wer lässt sich nicht gerne von Klischees verleiten und hat sofort bestimmte Bilder im Kopf? Beim Pudel ist das auch nicht anders. Wenn mein Gegenüber Niko noch nicht kennt, werde ich oft erst einmal belächelnd angeschaut, wenn die Sprache auf meinen Pudel kommt: Schrill frisierte Hundewesen, meist mit ausrasierten Schnauzen und fragwürdigen Pompoms an den Beinen, die majestätisch vor irgendeiner Kulisse posieren. Umso größer die Überraschung, wenn sich Niko dann in echt präsentiert. Häufig werde ich dann auch gefragt, ob es sich wirklich um einen Pudel handelt oder welcher Mix es denn sei.

Doch der vermeintliche Friseur-Fauxpas und Oma-Hund in spe entpuppt sich als echter Diamant, der jeden Alltag mit seiner liebenswerten Art verzaubert. Warum das so ist, erzählen wir Euch gern:

Charmeur par excellence

Als ich Niko vor knapp einem Jahr im Internet entdeckte, war es sein gelangweilter Blick, der sich durch die dicken Filzlocken erahnen ließ und bei mir  sofort Klick machte. Was für ein fröhliches und offenes Wesen tatsächlich in ihm steckt, zeigte sich schon bei seiner Ankunft. Obwohl das kleine Knäuel eine fast zweitägige, strapaziöse Fahrt vom spanischen Alicante bis nach Ulm hinter sich hatte und in eine völlig neue Situation schlitterte, überschüttete er mich nach dem Öffnen seiner Box mit Liebkosungen und ist bereitwillig mit mir mitgegangen. Ein zarter Vertrauensbeweis, der bei mir heute noch Gänsehaut auslöst. Seine Überschwänglichkeit ist ihm immer noch treu geblieben. Egal, ob in der Agentur, in der Hundetagesstätte oder einfach beim Wiedersehen mit Freunden und Bekannten. Seine lieb gewonnenen Zwei- und Vierbeiner muss er einfach auf Pudelart herzlich begrüßen. 

IMG_9133

Vielseitiger Allrounder

Auch wenn es jetzt ein bisschen nach Lobhudelei oder einer Kontaktanzeige klingt. Aber es stimmt einfach: Pudel sind vom Wesen und ihrer Art her kleine Alleskönner. Wer einen intelligenten, sportlichen, aufmerksamen und vielseitigen Begleiter sucht, ist bei diesem Lockentier genau richtig. Mit einer gehörigen Portion Witz und Neugierde bereichert er nicht nur charmant jeden Alltag, sondern weiß auch gekonnt, wie sich das Gegenüber um die Pfote wickeln lässt. Pudel begleiten mich schon etwas länger und auch als Kind habe ich diese als souveräne und liebevolle Familienhunde kennengelernt. Auch Niko hat sich zu einem perfekten Begleiter in meinem Alltag entwickelt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut er sich den vielen Situationen stellt und sich vor allem auch schell anpasst. Mit ins Büro musste er zum Beispiel bereits zwei Tage nach seiner Ankunft. Die neuen Menschen um ihn herum und den Tagesablauf hat er gut und ohne Probleme aufgenommen. Etwas schwieriger war es mit der Gewöhnung an den Straßenlärm und -verkehr. In den ersten zwei Wochen hatte ich daher immer eine größere Stofftasche dabei, in die ich ihn hineinsetzte, wenn es zu unheimlich wurde. Sicher und dicht an meinem Körper konnte er so den Geräuschen und Straßengewusel nachgehen und beobachten. Und irgendwann signalisierte er mir, dass er nicht mehr in die Tasche möchte und legte sich sogar an der roten Ampel einer vierspurigen Straße entspannt ab. 

Spürnase mit Düsenantrieb

Wusstet Ihr eigentlich, dass Pudel früher als Jagdhunde für Wassergeflügel eingesetzt wurden? Mit ihrer Schnelligkeit und ihrem gelockten Fell waren sie die ideale Besetzung und ein Garant für Jagdtrophäen. Eine gewisse Affinität lässt sich auch bei Niko nicht abstreiten. Unter die großen Schwimmer ist er zwar noch nicht gegangen und kneippt lieber vor sich hin. Aber dennoch findet er immer mehr Gefallen am kühlen Nass. Insbesondere, wenn sich schnatternde Enten aufscheuchen lassen oder andere Fellkollegen im Wasser umhertollen. (Was sich leider auch darin zeigt, dass er sich mittlerweile nicht mehr am Regen stört und auch bei starken Güssen stundenlang und in aller Ruhe draußen schnüffeln könnte.) Auch das obligatorische Anschleichen beherrscht Niko zur Perfektion und würde auch glatt als Schleichkatze durchgehen. Zu Hause erschrecke ich mich manchmal, wenn er von einer Sekunden auf die nächste plötzlich ganz woanders liegt oder einfach hinter mir steht. Leise wie wie Schatten und unglaublich schnell. Neulich hat er sich sogar unter einem Gebüsch versteckt, als sich ein anderer Hund auf seiner Abendrunde näherte. Immer zu einem Spiel aufgelegt, sucht er regelrecht nach Spielgefährten und tobt wie ein Wirbelwind gerne im Wald, auf dem Feld oder der Wiese. Mit den großen Sprintern kann er tatsächlich locker mithalten und zieht manchmal sogar an ihnen vorbei. Langweilig wird es also nie. 

Der Fuchs im Pudelpelz

Doch nicht nur mit Charme und Witz kann der Pudel punkten. Gemeinsam mit dem Border Collie teilt er sich die Poleposition beim Intelligenzranking. Sie lernen nicht nur unglaublich schnell, sondern sind auch ziemlich wissbegierig. Wer einen Pudel zu Hause hat, wird bestimmt schon diverse Wenn-Dann-Kausalitäten beobachtet haben. Die erste Verknüpfung, die Niko herstellte, hing mit seinem inoffiziellen Zweitjob als Straßenstaubsauger zusammen. Nach knapp zwei Wochen in seiner neuen Heimat fing er nämlich aus heiterem Himmel an, alles wahllos in sich hineinzustopfen. Mit der Konsequenz, dass ich binnen Sekunden die ganzen Überreste aus dem Pudelmaul wieder herausfischte. Nicht nur um Magenverstimmungen und Durchfall zu vermeiden. Zu groß ist einfach die Gefahr, dass sich Giftköder unter den vermeintlichen Leckerbissen mischen. Doch der Pudel wäre nicht der Pudel, wenn er für dieses Problem nicht schon eine Lösung hätte. Um mich auszutricksen, versteckte er seine Beute geschickt unter der Zunge, um sie später oder klammheimlich nebenbei beim Laufen zu verdrücken. Ich habe nicht schlecht gestaunt, als ich ihm irgendwann auf die Schliche gekommen bin.

Ein Hund mit 1000 Frisuren

Nicht nur der Kern des Pudels ist etwas ganz besonderes, sondern auch sein Äußeres steht dem in nichts nach. Sein Fell ist nämlich anders aufgebaut: Er verliert keine Haare und verbreitet nicht diesen typischen Hundegeruch. Hier kommen also nicht nur Menschen, die zur Tierhaarallergie neigen, auf ihre Kosten. Doch was nicht von allein ausfällt und gerne auf Klamotten, Sofas oder Teppichen liegen bleibt, muss umso gründlicher ausgekämmt werden. Insbesondere Gesicht, Pfoten und Ohren brauchen eine intensivere Pflege. Denn die Haare wachsen relativ schnell – jedenfalls bei Niko. Was sich dann wiederum auszahlt, wenn ich mich mal wieder verschnitten habe. Es muss also nicht immer der Gang zum Hundefriseur sein. Wer es sich zutraut, kann natürlich auch selbst Hand anlegen. DIY ist bei uns schon von Anfang an angesagt und damit auch die Variation von Nikos Looks. Denn jeder Haarschnitt fällt bei uns irgendwie und ungewollt anders aus. Mal kommt mehr oder weniger ab oder die Locken fallen einfach, wie sie wollen. 

Dabei geht’s aber nicht nur um das gute Aussehen, sondern vielmehr darum Verfilzungen zu vermeiden und zum Beispiel Nikos Augen frei zu halten. Pudel neigen nämlich durch ihren Haarwuchs zu Augenentzündungen, die sich durch regelmäßiges Scheren einfach vorbeugen lassen. Und wer schaut seinem Liebling nicht auch mal gerne in die Augen!

Die Geschichten ließen sich noch lange fortführen. Aber vielleicht habt Ihr ja noch etwas zu erzählen? Auf den Weg wollen wir Euch noch ein schönes Zitat von Katharina von der Leyen geben:

Pudel sind Philanthropen. Nicht, dass sie uns Menschen ändern wollten: Sie wollen vollenden. Pudel sind Utopisten. Sie glauben nicht nur an uns, sie hoffen auch, durch ihr Beispiel an Milde, Humor und Toleranz uns Menschen ihnen ähnlich machen zu können. Und wirklich sind hier schon die denkwürdigsten Erfolge zu verzeichnen gewesen: Ich beobachte das an mir selbst. Sie hätten mich mal früher kennenlernen sollen.“

Ich hätte es nicht besser ausdrücken können!

Zwei Pudel sind immer besser als ein Pudel: Niko mit seinem neuen Kumpel Oskar (Foto: Sarah Settgast)

Zwei Pudel sind immer besser als ein Pudel: Niko mit seinem neuen Kumpel Oskar (Foto: Sarah Settgast)