Ernährungsberatung für Hunde

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ls Niko mit seinen sechs Monaten bei mir eingezogen ist, wollte ich alles richtig machen. Ich habe recherchiert, gelesen, mir das eine oder andere bei meinen Kolleginnen und ihren Hunden abgeschaut und Stiftung Warentest zum Thema Hundefutter gelesen. Ich war also bereit, verließ mich auf das Testurteil, das ein "natürliches" Trockenfutter eines größeren Tierbedarfsherstellers empfahl. Mein Glück, dass Niko dieses Futter – eigentlich wie so alles Essbares – gut angenommen hat.  Der erste Durchfall ließ jedoch nicht lange auf sich warten. Ein Malheur passierte auch direkt auf dem Teppich meiner damaligen Agentur. Mit Schonkost bekamen wir die Verdauungsprobleme relativ schnell wieder in den Griff. Und weiter ging die Odyssee. Nach drei Monaten entschloß ich mich, auf BARF umzusteigen und ließ mich in einem Laden bei uns im Kiez beraten. Selbst zu Portionieren kam für mich noch nicht in Frage. Ich fühlte mich viel zu unsicher und war umso glücklicher über die Auswahl von Menüs in der Frischetheke. Die Umstellung des Futters lief ohne Probleme – Niko ließ es sich schmecken. Und so stand ich einmal pro Woche mit Einkaufszettel und Frischhaltedosen im Laden. Natürlich durften die Knabbereien to go auch nicht fehlen. Ein echtes Schlaraffenland für Niko! Doch der Durchfall blieb in den kommenden Jahren ein stetiger Begleiter – mal mehr, mal weniger intensiv. 

 

Nach vielem Probieren und etlichen Fragezeichen – eine Ernährungsberatung

Zwischendurch wechselte ich einige Male den Laden (in Berlin ist die Auswahl an BARF-Läden doch recht gut), um Neues auszuprobieren und Niko etwas Gutes zu tun. Meistens hatten wir einige Wochen Ruhe, bis der nächste Durchfall kam. Ich habe nach Erklärungen gesucht, gelesen, regelmäßige Bluttests in der Tierarztpraxis gemacht. Eine eindeutige Ursache ließ sich nicht finden. Über die Zeit gewöhnte ich mich schon an diese Achterbahnfahrt – doch das Gefühl, etwas tun zu müssen, blieb.

Über zwei Ecken bin ich im Frühjahr auf Christiane Beulen und ihre Beutepläne aufmerksam geworden. Eigentlich sind wir aufgrund eines anderen Projektes zusammengekommen – als sie von sich erzählte, wurde ich sofort hellhörig und wusste, was zu tun ist.

Auf ihrem Instagram Kanal erna_hedi_und_die_beute gibt Christiane viele Einblicke in ihre Arbeit und leistet vor allen Dingen wichtige Aufklärung. Ihr Ansatz hat mir gleich zugesagt. Und so nahm ich mir an einem Nachmittag die Zeit, den umfangreichen Fragebogen auf ihrer Webseite auszufüllen. Die Fragen gehen mitunter sehr ins Detail und haben mich wiederum ins Nachdenken gebracht. Zusammen mit aktuellen Befunden aus der Tierarztpraxis schickte ich den Fragebogen ab und widmete mich der letzten verbliebenen und durchaus nicht unwichtigen Aufgabe: An drei aufeinanderfolgenden Tagen Nikos Kot zu fotografieren. Ich muss immer noch schmunzeln, welches skurile Bild sich bei Außenstehenden gezeigt haben muss – ich auf einer Wiese im Tiergarten mit dem Handy über den Haufen gebeugt, um in der Nahaufnahme den Kot bestmöglich abzulichten. In Berlin hat man ja schon einiges gesehen, aber naja …

Zwei Wochen später flatterte schon die Post von Christiane in mein Mailfach: ein ausführlicher Ernährungsplan mit Herleitungen und Erklärungen sowie eine erste Einkaufsplanung, die sich an meinen Präferenzen orientiert. In einem begleitenden Video nahm sich Christiane außerdem Zeit, um auf meine Antworten im Fragebogen einzugehen. In dem knapp 30 Minuten langen Video gab es so einige Aha-Momente für mich – meine guten Absichten wie einen Knabberknochen hier und ein Schulterstück da, eine Beinscheibe to go oder reine Pansenmahlzeiten forderten in ihrer Häufigkeit einigen Tribut. Zeitweise hatte Niko ziemlich laute Darmgeräusche. Sein Kot wechselte zumeist zwischen Knochenkot und Brei. Alles auf Dauer nicht gesund.

Meine größten Learnings:

Pansen und Blättermagen sind nicht für jeden Hund optimal und verträglich.

Viel hilft viel – nicht! Nach Christianes Ernährungsplan brauchen wir außer der Zugabe von Seealge für eine optimale Jodversorgung keine weiteren Supplements. Die Liste der Must-have aber auch der Nice-to-have ist überschaubar.

Knabberknochen gibt es nicht mehr, da Niko sie in der Konsistenz und vor allem in der Menge nicht verträgt. Für seine Mahlzeiten gibt es nun gewolfte Knochen.

Freitags ist Fischtag, um Nikos Omega 3-Bedarf optimal zu decken.

Mit Christianes Anleitung und dem ausführlichen Plan habe ich sogar meine Scheu vor dem Selbstportionieren verloren.

Funktionssnacks kommen für uns nicht mehr in Frage. Falls ich Leckerlis kaufe, schaue ich mir die Zutatenliste an. Denn Vorsicht ist bei Zusätzen wie Seealgenmehl oder Ölen geboten – das kann schnell in der Menge mit dem tatsächlichen Bedarf korrelieren.

Einige Monate sind nun vergangen und ich habe mich mit der Beutebütt richtig eingegroovt. Und Niko? Dem schmeckts. Die Darmgeräusche sind verschwunden; der Durchfall hat sich schon länger nicht mehr blicken lassen. Und auch die Routinetests in der Tierarztpraxis zeigen gute Blutwerte und endlich auch gute Schilddrüsenwerte gezeigt. Aufgrund nicht eindeutiger Schilddrüsenwerten waren wir seit längerem auf Spurensuche. Seine Werte deuteten auf eine Unterfunktion hin; die anschließende Untersuchung des übergreifenden Hormons war allerdings unauffällig. Die Meinungen in den Praxen, ob Niko medikamentöse Unterstützung braucht oder nicht, waren durchaus kontrovers.

Für mich ist klar, dass jeder Hund sehr individuell in seinen Bedürfnisse ist und dass die fertigen Mixe in der Frischetheke Niko nicht optimal unterstützen. Ich habe es – zugegeben – auf die zu leichte Schulter genommen. Daher kann ich jedem Hundemenschen wirklich empfehlen, sich mit einer Ernährungsberatung zusammenzusetzen, auch wenn es nur darum geht, zu überprüfen, ob das aktuelle Futter den Vierbeiner noch bestmöglich versorgt. Manchmal genügen nur wenige Umstellungen, um zum Beispiel die Verträglichkeit zu verbessern.

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In der Zusammenarbeit mit Christiane hatte ich jederzeit ein gutes Gefühl und fühlte mich auch gehört.

Worauf Ihr bei der Auswahl einer guten Ernährungsberatung achten solltet*

neben der fachlichen Qualifikation 
  • Der Austausch und die Beratung finden auf Augenhöhe statt und es werden verschiedene Ernährungsmodelle besprochen.
  • Die Zusammenhänge und Empfehlungen sind leicht verständlich und orientieren sich auch an den Umsetzungsmöglichkeiten des Hundemenschen.
  • Jeder Plan ist individuell und spürbar sorgsam ausgearbeitet. Das habe ich besonders an dem Zusatzvideo von Christiane gemerkt.
  • Nach der Erstellung des Ernährungsplans gibt es noch eine Servicezeit, in der nachträglich noch Fragen gestellt werden können. Denn manche Sachen kommen ja erst beim Zubereiten der ersten Portionen oder – so wie bei mir – bei einer Folgebestellung im Barf-Laden, wenn bestimmte Zutaten nicht verfügbar sind.
  • Nicht jeder Wunsch wird im Ernährungsplan umsetzt: Im Fragebogen hatte ich mir zum Beispiel einen fleischlosen Tag pro Woche gewünscht. Den hat Christiane allerdings für Niko nicht umgesetzt und mir dazu in ihrem Video auch die Gründe erklärt. Fand ich super. Denn es geht ja darum, dass Nikos Futter optimal auf seine Bedürfnisse eingestellt ist und nicht darum, was ich mir wünsche.