Die richtige Hundebetreuung finden: Tipps für eine entspannte Trennung
hr kennt das bestimmt: Ob wichtige Termine, Geschäftsreisen oder ein wohlverdienter Urlaub – manchmal lässt es sich einfach nicht vermeiden, dass unsere geliebte Fellnase nicht mitkommen kann. Bei uns sind es zwei Tage in der Woche, an denen Niko quasi woanders „geparkt“ werden muss. Und auch wenn wir uns beide schnell an diese neue Situation gewöhnen mussten, fiel mir der Abschied anfangs doch ziemlich schwer. Als ich Niko adoptierte, war ich gerade nicht in der Lage, spontan Urlaub zu nehmen. So musste der kleine Mann schon kurz nach seinem Einzug tagsüber anderweitig betreut werden. Natürlich machte ich mir anfangs einige (unbegründete) Sorgen. Anfangs überbrückte ich diese Zeit mit Freunden und Bekannten – was jedoch nicht immer ideal war und unsere Freundschaften auf eine kleine Probe stellte. Denn ein Hund, der noch jung ist und gerade erst in sein neues Zuhause kommt, erfordert viel Verantwortung und Aufmerksamkeit. Für einen kleinen Hund, der sich gerade an den Stadtverkehr und die vielen Geräusche gewöhnt, sind entspannte Schaufensterbummel an sonnigen Tagen leider nicht die beste Option. Also war schnell klar: Eine erfahrene, langfristige Betreuung musste her. Und die Auswahl an Angeboten ist riesig: Gassiservices, Dogwalking, Hundetagesstätten und sogar Community-Plattformen wie Leinentausch oder PetCloop. Nach einigen Versuchen und Castings haben wir dank einer lieben Kollegin die perfekte Pudel-Bespaßerin gefunden: Katrin und ihre Waldhunde.
Wie Ihr die perfekte Betreuung für Euren Vierbeiner findet, verraten wir Euch in unserer Checkliste:
Welche Betreuung ist die richtige für mich?
Bevor Ihr Euch für einen Hundesitter entscheidet, solltet Ihr Euch überlegen, welche Art von Betreuung Euer Hund braucht. Ich habe mich aus verschiedenen Gründen für eine Hundetagesstätte entschieden: Morgens bringe ich Niko zu Katrin und hole ihn nach der Arbeit wieder ab – ganz wie im Kindergarten. Der große Vorteil: Niko kann den ganzen Tag in seiner Gruppe bleiben, während ich zuverlässig meinen Arbeitstag einhalte. Besonders begeistert war ich von der Tagesstätte selbst: Ein großes Gelände mit Bäumen, die Schatten spenden, viel Platz zum Toben, Sprinten und Löcher buddeln sowie Rückzugsmöglichkeiten für eine kleine Auszeit oder bei Regen und Winterwetter. Aufgrund von Nikos jungem Alter und der Tatsache, dass er kein klassischer Jagdhund ist, kamen für mich Angebote, bei denen die Hunde stundenlang durch die Natur wandern, nur bedingt in Frage. Bei den Waldhunden hat Niko hingegen die Freiheit, selbst zu entscheiden, wie aktiv er sein möchte.
Das erste Kennenlernen
Habt Ihr Euch für einen Hundesitter entschieden, geht es endlich los – das erste Treffen mit Hund. Auch wenn Eure Fellnase zu den eher gelassenen Vertretern ihrer Art gehört, wird ein erfahrener Hundesitter Euch in der Regel zu einem ersten Kennenlernen auf neutralem Boden einladen. Hundesitter, die Interessenten direkt zu sich nach Hause einladen, tun dies nur, wenn gerade keine anderen Tiere betreut werden und auch ihr eigener Hund nicht anwesend ist. So werden mögliche Spannungen, Revierverteidigungen oder Auseinandersetzungen zwischen den Hunden vermieden, die durch das „Eindringen“ fremder Tiere und Menschen entstehen könnten.
Können sich beide riechen?
Niko ist von Natur aus ein fröhlicher, verspielter Hund. Sobald er andere Hunde wittert, ist er sofort in Spiellaune. Ihn für ein Rudel zu begeistern, ist daher kein Problem. In der Testphase habe ich festgestellt, dass es ihm viel leichter fällt, den Tag dort zu verbringen, wo auch andere Hunde sind, als bei einer einzelnen Person. Natürlich schaut er anfangs etwas verwirrt, wenn ich ohne ihn aufbreche. Doch sobald er Katrin und ihre Hündin sieht – oder selbst nur den Hauch von ihnen wittert – ist für ihn kein Halten mehr. Sogar wenn er Katrins Auto in der Parklücke erspäht, muss er sich immer wieder versichern, dass sie nicht vielleicht doch drin sitzt. Einfach herrlich.
Trefft Ihr Euch mit potenziellen Hundesittern, verlasst Euch unbedingt auf die Intuition Eurer Fellnase. Hunde können sehr gut einschätzen, ob sie sich bei einer neuen Person wohlfühlen. Wenn Euer Hund interessiert, offen und neugierig ist – oder sogar zum Spielen auffordert – ist das ein gutes Zeichen. Reagiert er hingegen angespannt, steif oder ängstlich, stimmt die Chemie wahrscheinlich noch nicht. Es ist völlig normal, sich mehrere Betreuungspersonen anzuschauen, um die passende für Euren Hund zu finden. Die Chemie zwischen den beiden muss einfach stimmen. Niko hat Katrin von Anfang an akzeptiert, und deshalb kann ich ihn mit gutem Gewissen bei ihr lassen, weil ich weiß, dass er einen schönen Tag haben wird.
Harmonische Rudeldynamik
Für junge Hunde sind regelmäßige soziale Kontakte und das Finden ihrer Position im Rudel essenziell für ihre Entwicklung. Es gibt so viele Dinge, die ich Niko als Mensch nicht beibringen kann, die er aber ganz nebenbei von seinen Artgenossen lernt. Wenn Hunde regelmäßig ihren Hundesitter besuchen, entsteht mit der Zeit ein echtes Rudel. Auch Niko hat mittlerweile seinen Platz in diesem Stammrudel gefunden. Deshalb ist es besonders wichtig, sich bewusst zu machen, wie das Rudel zusammengesetzt ist: Wie alt sind die Hunde? Ältere Hunde sind oft von den lebhaften, spielfreudigen Welpen genervt und zeigen ihnen ihre Grenzen – das ist völlig normal und Teil des Lernprozesses. Dabei sollte auch das Größenverhältnis stimmen, um Verletzungen oder negative Erfahrungen zu vermeiden. Besonders spannend ist, dass ältere Hunde oder Hunde mit Handicap in der Regel sehr schnell in eine Gruppe integriert werden und oft eine Art „Freifahrtschein“ genießen.
Auf Probe
Hunde lügen nicht – sie zeigen ganz deutlich, wie ihr Tag war. Niko zum Beispiel ist ein offenes Buch. So wie heute: Nachdem er sich richtig ausgepowert hatte, schnappte er sich schnell sein Abendessen und rollte sich anschließend zufrieden in seinem Körbchen zusammen. Mit Besuchen in Hundeauslaufgebieten lässt sich das nicht wirklich vergleichen. Ob die Zeit dort mit entspannten Bekanntschaften und kurzen Spielrunden gefüllt wird oder die Stimmung eher angespannt ist, lässt sich vorher schwer einschätzen. In seinem festen Rudel hat Niko jedoch seinen Platz gefunden und kennt seine Spielgefährten, was die Sache für alle viel entspannter macht. Wichtig ist, herauszufinden, ob der Hund ins bestehende Rudel passt. Ein erfahrener Hundesitter lädt nach dem ersten Kennenlernen zu einem Probetag ein, um zu sehen, ob sich der Hund wohlfühlt oder ob er noch Zeit braucht, sich an die Abwesenheit des Halters zu gewöhnen. Der Testlauf sollte mindestens einen halben Tag dauern, damit alle Beteiligten sich aneinander gewöhnen können. Niko hat seinen Probetag spielend gemeistert und nahm nur am Rande wahr, dass ich nicht mehr vor Ort war – er war einfach viel zu beschäftigt mit Spielen und Schnüffeln. Seid jedoch darauf vorbereitet, dass ein Hundesitter sich auch dafür entscheiden kann, die Betreuung abzulehnen, wenn der Hund nicht ins Rudel passt.
Tagesrhythmus und Aktivitätsgewohnheiten
Bevor Ihr eine Entscheidung trefft, lohnt es sich, den Tagesablauf und die Gewohnheiten des Rudels genauer zu betrachten. Während meiner Suche hörte ich oft, dass sich die Hundesitter auf einen kleineren Hund in ihrem Rudel freuen würden. Doch in einer Gruppe mit größeren und vor allem aktiveren Rassen kann ein pudeliger Junghund schnell fehl am Platz sein. Niko liebt es zwar zu toben und fegt auch ordentlich über den Platz, doch für sechsstündige Feld- und Wiesentouren mit Jagdhunden oder Huskies ist er eher nicht der Richtige.
Der Mix macht’s, damit die Balance stimmt. Nikos Rudel ist rasse- und altersmäßig sehr vielfältig – mit relativ kleinen Hunden, Senioren, quirligen Junghunden und größeren Rassen wie Labradoodles. Innerhalb des Rudels finden sich dann von ganz allein die passenden Spielpartner. Doch das ist nur eine Seite der Medaille. Hunde, die täglich mehrere Stunden beim Hundesitter verbringen, brauchen noch mehr. Spazieren gehen und kleine Spielrunden reichen oft nicht aus, um die Hunde richtig auszulasten. Katrin sorgt deshalb für zusätzliche Abwechslung und legt jeden Tag kleinere Lerneinheiten ein, bei denen entweder alle Hunde oder nur eine kleinere Gruppe mitmachen. Spannende Schnüffelspiele bringen auch neue Herausforderungen, die nicht nur die Hundenase trainieren, sondern auch die Konzentration fördern.
Ein erfahrenes Auge
Eine gute Hundebetreuung versteht ihr „Handwerk“, denn schließlich vertrauen wir ihm unsere geliebten Vierbeiner an. Gute Hundesitter nehmen an Seminaren teil und können entsprechende Zertifikate vorweisen. Oft leben auch eigene Hunde beim Sitter, deren Verhalten und Erziehung einen wertvollen Hinweis auf den Umgang mit anderen Tieren geben. Vor allem strahlen erfahrene Sitter Ruhe, Sicherheit und Souveränität aus. Nur so akzeptiert und respektiert das Rudel seinen Führer. Von unerfahrenen Betreuern sollte man aus Rücksicht auf das Tier besser Abstand nehmen. Ein zusätzlicher Pluspunkt: Katrins Beobachtungen und ihr objektives Auge ermöglichen es mir, stets ein Update über Nikos Entwicklung zu erhalten. Sie erkennt frühzeitig Auffälligkeiten, an denen wir dann gezielt arbeiten können. Bisher gab es keine größeren Probleme. Niko zeigt sich seinem Alter entsprechend neugierig und aufgeschlossen. Wenn ich ihn abends abhole, erzählt mir Katrin, wie der Tag war. Gab es Reibereien? Hat er etwas Neues gelernt? Oder ist ihr etwas in Bezug auf seine Gesundheit aufgefallen? Es fühlt sich fast wie ein Elternabend in der Schule an.
Papierkram und Transparenz
Habt Ihr Euch endgültig entschieden, geht es nun an den Papierkram. Seriöse Hundesitter werden Euch einen Vertrag vorlegen, in dem nicht nur der Betreuungsumfang, sondern auch alle Eventualitäten wie die Übernahme von Tierarztkosten bei Raufereien oder der Ablauf in Notfällen klar geregelt sind. So seid Ihr und der Betreuer in jeder Situation abgesichert. Außerdem müssen vor dem ersten offiziellen Besuch ein Nachweis der Haftpflichtversicherung sowie ein gültiger Impfpass vorgelegt werden. Das gibt einem ein sehr beruhigendes Gefühl! Ein kleiner Tipp zur Versicherung: Überprüft unbedingt, ob Schäden, die während des Aufenthalts in der Hundetagesstätte entstehen, durch die Versicherung abgedeckt sind.
Und zuletzt:
Es fällt immer schwer, den eigenen Liebling zurückzulassen und ihn in die Hände anderer zu geben. Deshalb ist es wichtig, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um die richtige Betreuung zu finden. Das Angebot ist riesig und für jeden Hundetyp ist etwas dabei. Achtet auch darauf, wie sich Euer Hund verhält, wenn Ihr ihn zum Hundesitter bringt! Niko ist jedes Mal voller Energie und braucht dann immer ein paar Minuten, um sich zu beruhigen. Die Zeit im Waldhunde-Rudel und Katrins ruhige Art haben enorm zu Nikos Selbstbewusstsein und seinem positiven sozialen Verhalten beigetragen. Und er hat auch die eine oder andere Hundefreundschaft geschlossen. Falls Ihr noch nicht so schnell loslassen könnt: Ein seriöser Hundesitter hat meistens nichts dagegen, wenn Ihr ihm über die Schulter schaut und ihn beispielsweise bei einem Spaziergang begleitet.