pudelwohl anderswo

Einfach loslassen?

W

as macht eine glückliche Beziehung aus? Natürlich die Verliebtheit und die Schmetterlinge, die nie aufhören zu flattern. Doch auch das schönste Wolkenschloss braucht ein solides Fundament aus Vertrauen und Sicherheit. Was für uns Menschen gilt, funktioniert auch bestens mit unseren Vierbeinern.

In meiner Beziehung zu Niko gestehe ich: Ich bin übervorsichtig. Ein kleiner Schnaufer, ein trauriger Blick oder eine wilde Locke – ich bin sofort alarmiert. Mittlerweile bin ich entspannter, doch immer noch muss ich ab und an tief durchatmen, um loszulassen und Vertrauen zu lernen. Erst war es das Welpenalter und seine naive Verspieltheit, die mich auf Trab hielt, und nun ist es die Pubertät mit seiner unstillbaren Neugier. Ein echtes Highlight ist es für ihn, sich auf dem Alexanderplatz an Tauben heranzupirschen oder flatternde Papiertüten zu jagen. Und dann wären da noch die zahlreichen Hundedamen, die ihm schon mal den Kopf verdrehen. Da verliert er leicht den Blick für vorbeisurrende Fahrräder oder Autos.

Deshalb gilt für uns Safety First – also Leinenzwang. Manche mögen da die Augen verdrehen, aber Nikos Gesundheit ist mir tausend Mal wichtiger als die Attitüde, Hunde müssten stets leinenfrei sein, um „artgerecht“ zu leben. Ich bin oft erstaunt, wie weit Niko Artgenossen wittern kann. Kaum ein Hund in Sicht, und er sprüht vor Spielenergie. Wir arbeiten daran, aber wie wir alle, hat auch Niko gute und schlechte Tage. Und wir sind noch auf unserem Weg.

Um mein Gewissen zu beruhigen und ihm Freilauf zu gönnen, besucht Niko zweimal wöchentlich sein Waldhunde-Rudel, wo er mit seinen Freunden toben kann. Doch ich musste erkennen: Eine Beziehung lebt auch davon, sich gegenseitig wachsen zu lassen und Vertrauen zu lernen. Nikos Alter ist dafür die perfekte Zeit, und auch wenn es reichlich Ratschläge und gut gemeinte Tipps gibt (ähnlich wie auf dem Spielplatz bei Eltern), musste ich meinen eigenen Weg finden. Der Durchbruch kam, als wir mit befreundeten Hunden im Wald unterwegs waren. Mit sanftem Druck ermutigten mich meine Begleiter, Nikos Schleppleine einfach mal loszulassen – und zu vertrauen. Ein innerer Kampf, aber genau die richtige Entscheidung. Niko spürte meinen Stolz, und ich erlebte, wie stark er sich an mir orientiert. Heute drehen wir unsere Waldrunden auch allein und sind dabei völlig entspannt.

Ein Schritt in eine ganz neue Ebene unseres Zusammenlebens, und Niko dankt es mir auf seine eigene Weise – jedes Mal aufs Neue.