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Vollzeitpfoten

Nicht alle Hunde können Büro

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Vor kurzem jährte sich der Bring Deinen Hund mit zur Arbeit-Tag und die Postings auf den üblichen Plattformen häuften sich erwartungsgemäß. In immer mehr Unternehmen sind Hunde mittlerweile willkommen; sogar mehrere Vierbeiner im Büro sind keine Seltenheit mehr und auch ich profitiere von dieser Entwicklung. Auch als Selbstständige macht es für mich den Spagat zwischen Leben mit Hund, adäquate Betreuung für Niko und Arbeitsalltag leichter, wenn ich Niko mit zu Meetings und Workshops nehmen kann.

Wir sind ein sehr eingespieltes Team – und feiern übrigens heute unseren siebten Jahrestag! Im Laufe dieser gemeinsamen Zeit habe ich gelernt, örtliche und situative Begebenheiten aus Nikos Perspektive einzuschätzen und auch seine Körpersignale im Blick zu haben. 

Bürohunde lindern Stress, beugen dem Burn out der Mitarbeitenden vor und beeinflussen positiv eine leistungsfähige Unternehmenskultur.

Argumente über die nicht wirklich wissenschaftlich nachgewiesenen Gesundheitsvorteile von Bürohunden, wie sie immer wieder gerne propagiert werden, sind in meinen Augen zu einseitig. Auch ich teile gerne die Erfahrung, dass Hunde echte Eisbrecher sind und die Stimmung in einem Team positiv beeinflussen können. Und natürlich hat Nikos Begleitung durch meinen Arbeitsalltag einen positiven Einfluss auf mein persönliches  Wohlbefinden. Denn endlich mache ich Mittagspausen und verbringe weniger Zeit vor dem Rechner. Ich versuche, mehr im Hin und Jetzt zu leben und liebe es, Wanderungen und Ausflüge zu planen, bei denen Niko auf seine Kosten kommt. 

ABER: Nicht jeder Hund kann Büro!

Niko liebt Gesellschaft, ob durch Mensch oder andere Vierbeiner. Im Büro hat er sich schnell in den Agenturalltag eingefunden. Vom jeweiligen Team (wir haben in der Zwischenzeit auch die Agentur gewechselt, bevor ich mich selbstständig gemacht habe) wurde er immer gut aufgenommen und als Bürokollege geschätzt. Aber in jedem Job geht es entweder zwischenmenschlich oder eben auch zwischen Deadlines und Kundenfeedbacks mitunter hoch her. Diese Spannungen hat Niko immer sehr sensibel aufgenommen, häufig verbunden mit Stressdurchfall, Schuppenbildung oder allgemeiner Unruhe. Auch mit anderen Vierbeinern muss die Chemie nicht immer stimmen (ist ja bei uns Menschen ähnlich). Auch damit habe ich meine Erfahrungen gesammelt. Ich erinnere mich an einen Arbeitstag zurück, wo wir fast den ganzen Tag beschäftigt waren, beide Hunde auf Distanz zu halten und sie zur Ruhe zu bringen. Auf dem Feierabendweg nach Hause war nicht nur Niko fix und fertig. Mit Hilfe seines GPS-Trackers am Halsband kann ich jeden Tag nachvollziehen, wie aktiv er über den Tag verteilt gewesen ist und ob er genügend Ruhephasen hat. Diese Ruhephasen kommen im Büro meistens viel zu kurz. Mir ist das zuerst gar nicht aufgefallen, weil er entweder in seinem Körbchen oder hier und da sein Plätzchen suchte. Aber der Tracker ist unbestechlich und erzählt mir eine ganz andere Geschichte.

Foto: Cherie Birkner

Nun sind wir seid knapp einem Jahr fast durchgehend im Homeoffice. Und ich sehe deutlich, wie gut es ihm tut, auch wenn er die Abwechslung und Gesellschaft durch andere liebt. Eine 5 Tage-Bürowoche würde ich Niko nicht mehr zumuten und bin froh in der Situation zu sein, unseren Arbeitsalltag und Arbeitsort weitgehend selbst bestimmen zu können. 

Ich finde es toll, wenn sich Lebens- und Arbeitswelt miteinander verbinden lassen und Arbeitsstrukturen neu gedacht werden. Dürfen Hunde mit ins Büro kommen, sollten aber die Bedürfnisse ALLER Beteiligten bedacht werden – also auch „Wie geht es eigentlich meinem Hund“? Und diese Frage wird meines Empfinden noch viel zu selten gestellt. 

Mein Kollege mit der kalten Schnauze
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