Hunde in Berlin

Hundediebstahl – Warum auch die kurze Wartezeit ein Risiko birgt

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eute schreibe ich über ein Thema, das mich nicht nur traurig, sondern auch ziemlich wütend macht. Letzte Woche erhitzte wieder ein Aufruf das Berliner Social-Netz: Ein Terrier wurde vor einem Edeka in Berlin gestohlen. Anscheinend hatten Jugendliche die Leine mit einem Messer durchschnitten und der Hund war verschwunden. Ein Alptraum für jeden Hundemenschen.

Momentan gleicht mein Alltag eher einem Organisationsmarathon, solange wir noch aktiv das Allein-Sein zu Hause trainieren. Das heißt im Umkehrschluß, dass ich zum Beispiel meine Einkäufe oder Arztbesuche so lege, dass Niko im Büro bleiben kann. Zugegeben ist manchmal auch bei mir die Verlockung groß, mal kurz in den Supermarkt zu springen oder schnell ein Teilchen beim Bäcker zu kaufen und Niko derweil draußen warten zu lassen. Aber leider zeigt die Realität immer wieder, dass dieser Gedanke ein absolutes No-Go ist. Auch wenn es nur für fünf Minuten ist. NEIN!

Gerade in Berlin scheinen sich in letzter Zeit wieder die Fälle zu häufen und nicht immer gibt es ein Happy End. Pro Jahr verschwinden in Deutschland Hunderttausende von Tieren. Der Diebstahl erfolgt häufig dann, wenn die Vierbeiner allein vor Geschäften auf ihre Menschen warten.

Raoul Caceres ist nur ein trauriges Beispiel der letzten Monate. Auf die U-Bahn am späten Abend wartend, ist er für ein paar Minuten eingenickt. Als er aufwachte, war zwar die Leine noch da, allerdings nicht mehr sein treuer Gefährte Lobito. Doch auch in den privaten vier Wänden sind die Vierbeiner nicht mehr sicher. Vor einiger Zeit wurde ein Welpe aus dem Garten in Weißensee gestohlen. Zwar gab es Zeugen, aber niemand schritt während der Tat ein.

Das schmutzige Geschäft

Die Gründe, warum Hunde gestohlen werden, sind tatsächlich sehr vielfältig. Manche finden die Fellnase einfach nur süß, wünschen sich selbst schon lange einen eigenen Hund und können der Versuchung nicht widerstehen. Es gibt aber auch organisierte Banden, die mit den Tieren auf unterschiedlichste Art und Weise Geld verdienen wollen. Besonders Rassehunde sind davon häufig betroffen, da sie beim Wiederverkauf auf dem Markt hoch gehandelt werden.

Es gibt auch Fälle, in denen Diebe die Liebe des Hundehalters ausnutzen und einen „Finderlohn“ erpressen wollen. Aber schlimmer geht immer: So werden die Vierbeiner oftmals auch gestohlen, um deren Fell an die Textilindustrie (trauriges Stichwort: fliegende Mützenhändler) oder sogar für Tierversuche zu verscherbeln. Auch für illegale Hundekämpe wird immer wieder „Frischfleisch“ (ja, das meine ich auch so) benötigt. Die Tiere werden nämlich als „Übungsbeute“ für die Kämpferhunde benutzt.

Die Diebe gehen dabei gezielt und äußerst schnell vor. Ihnen ist es ziemlich egal, ob das Tier gechipt oder auffällig gekennzeichnet ist, ob es sich in einem Einkaufszentrum befindet oder eben unbeaufsichtigt auf einem privaten Grundstück.

Die Sache mit der Aufsichtspflicht

Rein rechtlich ist das kurzzeitige Anbinden von Hunden vor Geschäften erlaubt.Die Aufsichtspflicht verlangt zwar im Allgemeinen, dass der Hund auch im Freien stets von seinem Halter beaufsichtigt sein muss. Allerdings kann der Halter entsprechende Vorkehrungen treffen, damit der Hund keine Menschen und anderen Tiere gefährdet. Denn es lauern noch ganz andere Gefahren: 

Ist der Hund alleine vor dem Laden angebunden, kann er unangenehmen Situationen aus eigenem Antrieb nicht ausweichen. Oftmals ist die Leine kurz gebunden und und schränkt die Bewegungsfreiheit des Hundes stark ein. Damit ist er dem Geschehen um ihn herum völlig ausgeliefert. Passanten können ihn ungehindert anfassen oder sogar auch ärgern oder noch viel schlimmer: als Leckerli präparierte Giftköder anbieten. Niko wäre hier ein perfektes Opfer. Leckerlis verschmäht er nämlich nie – auch nicht bei Fremden.

Auch die Wetterlage kann Gefahr bedeuten, da sich der Fellfreund nicht selbst eine Komfortzone suchen kann. Jetzt in den heißen Sommermonaten sind Schattenplätze ein Muss und auch der Winter hat so seine Tücken. Schon wenigen Minuten reichen aus, um lebensgefährlich zu werden.

Auch die ungewohnte Umgebung und das Fehlen einer Bezugsperson löst zusätzlichen Stress aus. Das merke ich sogar, wenn auf Niko ein Freund/ Freundin/ Kollege/ Kollegin aufpasst, während ich schnell in einem Geschäft verschwinde. Obwohl er die Person kennt, wird er immer sehr nervös und legt sich konzentriert auf die Lauer.

Diese Unsicherheit kann an sich zu Panik und aggressivem Verhalten gegenüber Passanten führen. Also Vorsicht oder besser noch:

DEN HUND NIEMALS ALLEIN LASSEN!

Prävention durch Erziehung

Ein gesundes Mißtrauen beziehungsweise Vorsicht sollte auf jeden Fall dem Hund antrainiert werden. In Nikos Fall zum Beispiel keine Leckerlis von Fremden anzunehmen und schon gar nicht auf Anlocken zu reagieren. Denn das passiert uns ziemlich häufig, wenn wir unterwegs sind. Aber auch die direkte Abrufbarkeit, selbst wenn der Hund von jemanden festgehalten wird oder an eine ruhige Ecke am Gartenzaun gelockt wird. Es ist also sehr wichtig, dem eigenen Hund ein gesundes Misstrauen gegenüber fremden Personen anzutrainieren, sodass er im besten Fall sogar anschlägt, wenn sich eine fremde Person dem Gartenzaun nähert.

Chip und Tattoo allein reichen nicht!

Es ist leider traurige Wahrheit: Identifikationshilfen garantieren keinen Schutz vor Diebstahl! Immer noch wiegen sich Hundehalter durch Chips und Tätowierungen in Sicherheit, denn schließlich ist das Tier damit ja eindeutig wiederzuerkennen. Falsch gedacht, denn oftmals werden die Tiere in ganz andere Regionen gebracht oder werden einfach nicht beim Tierarzt vorgestellt, wenn es der gesundheitliche Zustand des Tieres verlangt. Praktiken wie das Abschneiden des tätowierten Ohres sind immer noch Gang und Gebe. Und auch bei dem Chip sind Diebe mittlerweile erfinderisch und scheinen über Gerätschaften zu verfügen, mit denen sich die Daten des Implantats überschreiben lassen.

IMMER DARAUF ACHTEN:
Ein aktuelles Beispiel in direkter Nachbarschaft

Und was tun, wenn es doch passiert?

Ist der Albtraum aus irgendwelchen Gründen auch immer doch wahr geworden, ist schnelles Handeln gefragt! Am Besten sofort die Polizei rufen und den Diebstahl mit allen wichtigen Angaben melden. Vielleicht haben auch Passanten etwas beobachtet und können mit Täterbeschreibungen helfen. Über Tasso-Anzeigen, Social Media und Netzwerke kann die Suche zusätzlich ausgeweitet werden, denn oftmals werden die Tiere schnell aus dem Einzugsgebiet transportiert und verschwinden im schlimmsten Fall auf Nimmerwiedersehen.