Nachgedacht
Statt Rabattschlacht am Black Friday waren wir gestern unterwegs auf dem Klimastreik in Berlin. Initiativen wie Fridays for Future haben erneut mobilisiert, um eine Woche vor dem Klimagipfel in Madrid, ein ebenso starkes Echo zu erzeugen wie einige Wochen zuvor.
Lief die Mobilisierung im September noch auf Hochtouren, war es in den vergangenen Tagen gefühlt etwas verhalten. Ein paar Plakate und Flyer erinnerten mich an die kommenden Aktionen. Ist der große Enthusiasmus etwa schon verflogen? Einige der Beteiligten ziehen parallel andere Aktionen auf; der politische Erfolg ist nach rund einem Jahr der Proteste eher dürftig, erklärt die Sprecherin von Fridays for Future später vor der Fernsehkamera. Und wie sieht es bei uns aus?
Eher Ernüchterung. Neulich auf Stippvisite auf dem Berliner Heldenmarkt offenbarte sich eine stetige Skepsis als aufgeschlossenes Interesse, neue Produkte auszuprobieren und alte Denkmuster beiseite zu schieben. Die Reaktionen und Erklärungsversuche haben mich teilweise sehr nachdenklich zurückgelassen. Das Klischee des „vorsichtigen“ Deutschen erfüllte sich zuverlässig. Lieber Sicherheit, statt Experiment – egal wie dringend unserer aller Probleme sind.
Und auch an diesem Wochenende lässt mich diese Wahrnehmung nicht im Stich. An diesem Freitag prallt das unermüdliche grüne Aufbegehren auf Flatscreen-Kartons, Einkaufstüten prall gefüllt mit Klamotten, Parfums oder Spielzeug – Begehrlichkeiten geweckt aus einer riesigen Rabatt-Maschinerie. Ist denn noch immer so wenigen Menschen klar, dass wir unseren Lebensstil ehrlich und vielleicht auch radikal überdenken müssen, um überhaupt irgendeine Zukunft zu haben? Denn alles hat irgendwann seinen Preis, und zwar einen sehr hohen.
Schon jetzt schreibt Fridays for Future Geschichte. Doch ob es ein Happy End gibt, hängt von uns allen ab! Denn wir alle sind wichtig. In allem, was wir tun und wie wir entscheiden. Jeden Tag und überall. Wir können etwas in unserem Umkreis bewegen – vom Kleinen ins Große, können inspirieren, gegenseitig unterstützen und gemeinsam neue Ansätze erkunden.
Eine andere Chance haben wir momentan nicht.
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