Lesson Learned: Der Balanceakt zwischen Kind, Kegel und Pudel-Komfort

Als Berliner Fellnase und hard working Feel Good Manager schüttelt sich Niko Trubel und Gewusel lässig von der Pfote. Neulich erzählte mir eine Freundin aus Hamburg, dass sie plant, für ein paar Tage nach Berlin zu kommen. Ich zögerte keine Sekunde und bot ihr meine Wohnung als Bleibe an. Denn Besuch ist bei mir immer sehr willkommen und ich freute mich nach fast einem Jahr auf ein Wiedersehen inklusive stundenlangem Quatschen auf dem Balkon. Also gesagt, getan und abgemacht. Mit ihren beiden kleinen Kindern.

Niko hat gern Gesellschaft um sich, ganz egal ob Zwei- oder Vierbeiner, mit Fell oder ohne. Hauptsache es ist jemand da zum Spielen, Toben und Schmusen. Daher fand ich meine Idee generell ganz gut und machte mir auch weiter keine Gedanken.

Doch manchmal kommt irgendwie alles anders, als man denkt: Pünktlich am Samstag Nachmittag stand der Besuch mit Kind und Kegel vor der Tür. Und innerhalb der ersten Stunde wurde mir bewusst, dass ich mit meiner Einladung viel zu vorschnell gehandelt habe.

2 Erwachsene, 2 Kinder und ein Hund versus 60 Quadratmeter

Mindestens 12 bis 14 Quadratmeter Wohnraum braucht ein Mensch für den Wohlfühlfaktor, meint Wohnforscherin Dr. Antje Flade. Die Architekten von Hütten & Paläste schrauben unsere Ansprüche sogar auf die Größe eines Schlafwagenabteils herunter. Umgerechnet auf meinen Besuch inklusive Hund müsste also meine Wohnung locker ausreichen. Doch der Stresstest versagte! Zwei kleine Kinder haben eben auch ihre Bedürfnisse und wollen sich ausbreiten. Und das Pudelrevier hatte plötzlich eine Tabuzone, und zwar das Schlafzimmer. Mir war vorher nicht wirklich bewusst, dass es für den kleinen Herrn nicht ganz so einfach nachvollziehbar ist, warum er aus heiterem Himmel nicht mehr überall seine Nase reinstecken durfte und seine Rundgänge eingeschränkt waren.

In Lauerstellung: Hinter der magischen Grenzen ist doch alles so spannend

In Lauerstellung: Hinter der magischen Grenzen ist doch alles so spannend

Fiel die Begrüßung an der Tür noch herzlich aus, wurde der Pudel zunehmend stiller und verhaltener. Als kleine Lockenschnecke lag er den kompletten ersten Abend in seinem Korb. Sehr untypisch für ihn.

Hätten wir den Wie gut kennen Sie ihren Partner-Test gemacht, wäre ich mit Sicherheit durchgefallen. Mein Bauchgefühl hatte mich getäuscht und die erhoffte Win-Win-Situation blieb aus.

Denn Besuch ist nicht gleich Besuch!

Der Pudel kann eigentlich mit jedem gut. Von seinem Wesen her ist Niko ein sehr sanfter, fröhlicher und aufgeschlossener Zeitgenosse. Jeder Situation gibt er erstmal eine Chance und lässt sich darauf ein, außer bei Rolltreppen. Nicht nur durch den Berliner Straßentrubel ist er es gewohnt, auf viele verschiedene Menschen und Verhaltensweisen zu treffen. Auch im Büro kommt er mit neuen Gesichtern und Meeting-Bekanntschaften sehr gut klar. Also warum sollte es mit diesem Besuch nicht klappen?!

In meiner Euphorie hatte ich total vergessen, dass unser Zuhause eine absolute Ruhe-Oase ist, in der wir uns zurückziehen und entspannen. Lassen wir uns im Doppelpack gerne auf Ausstellungen, Lesungen oder Openings blicken, gönnen wir uns in den eigenen vier Wänden eine Auszeit vom Großstadtgetümmel wie Öffis oder Warschauer Brücke.

Und genau hier lag der Knackpunkt: Mit zwei Mini-Menschen an Bord herrschte auf einmal Alarm auf der Ruheinsel. Alles etwas lauter, hektischer und vor allem ohne Rückzugsort. Die Wohnung war dann doch einfach zu klein.

Die Sache mit dem Plüschhund

Kleine Kuschelfreunde sind nicht nur bei Kindern, sondern auch beim Pudel sehr beliebt. In seiner Spielzeugtasche findet sich der eine oder andere Kumpel, der immer mal wieder rausgekramt wird. Da in unserem Alltagshaushalt Mini-Menschen fehlen, weiß Niko natürlich nicht, dass Spielsachen auch anderen Personen gehören können und nicht alles automatisch von der kleinen Pudelschnauze annektiert werden kann. Corpus delikti – ein Plüschhund, den Niko gleich als Neuzugang für seine Spielzeugtasche wähnte. Nichts ahnend vom drohenden Protest unseres zweijährigen Gastes versuchte der Pudel nun den Hundekumpel an sich zu nehmen. Was im Spiel mit mir, Freunden oder Kollegen immer für Spaß sorgte, löste dieses Mal Weinen und lautstarkes Schimpfen bei der kleinen Dame aus. Denn beide Seiten, sowohl Fellnase als auch Kind, konnten die Situation nicht richtig einschätzen. Zumindest beim Pudel war die Stimmung nach diesem und mehreren anderen Anläufen auf Sinkflug.

Dass ich mit meinen Beobachtungen und meinem Bauchgefühl letztlich richtig lag, zeigte ganz klar die Abreise. Als Niko für sich realisierte, dass der Besuch nun endlich weg ist, blühte er auf einmal richtig auf: Es wurde getobt, Spielzeug ausgeräumt und Unsinn gemacht. Was zwei Tage warten musste, wurde schnellstens doppelt und dreifach nachgeholt, bis alle Räume wieder fest unter der Pudelpfote waren.

Wow, das hatte ich wirklich nicht erwartet: Der kleine Fellfreund hat die beiden Tage trotz der Umstände ziemlich gut gemeistert. Und das macht mich stolz. Aber auch er hat seinen Tagesrhythmus und braucht seine Pausen. Steht also der nächste Besuch an, muss ich tatsächlich ein paar Hausaufgaben machen: Unter anderem auch lernen, nicht allzu schnell Zusagen zu machen und den vorhandenen Platz wirklich realistisch einzuschätzen. Auch klare Spielregeln müssen sein – für beide Seiten. 

Niko im Schlummerland: 2 Tage Besuch und ihre Folgen

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Nur so klappt es nämlich mit einem entspannten Besuch und das Pudel-Euphorie-Barometer steigt.