Unterwegs mit doggsin

doggsin Dreamteam Norbert und Lola

Du kannst soviel lernen von einem Hund – allein durch die Beobachtung.

Wie ein eingespieltes Team schlendern Norbert und Lola selbstverständlich durch den Hinterhof – im klassischen Berliner Partnerlook lässig schwarz. Niko hatte die Beiden noch gar nicht entdeckt und war entsprechend aufgeregt, als die quirlige Hundedame die Stufen zu unserem Lieblingscafé erkundet. 

Auf die Beiden bin ich vor ein paar Monaten auf Instagram aufmerksam geworden. Gemeinsam gehen Norbert und Lola nämlich als doggsin auf ihre Streifzüge durch Berlin und überall, wo sie spannende Hund-Mensch-Teams entdecken. Begeistert von der Idee und der natürlichen Ästhetik seiner Porträts musste ich Norbert einfach anschreiben. Zwei Wochen später durften auch Niko und ich ein Teil dieses Projektes werden. 

Und jetzt kommt die Revanche und pudelwohl.berlin hat zum Interview geladen 😉

Der Wahlberliner adoptierte die schwarze Hündin gemeinsam mit seiner Frau Sabine vor knapp sechs Jahren. Gefunden haben sie ihren kleinen Schatz über eBay bei einer Tierschutzorganisation. Bei Sabine war es Liebe auf den ersten Blick. Norbert brauchte noch ein bisschen Bedenkzeit – denn den richtigen Moment gibt es irgendwie nicht. Beide waren viel unterwegs, fest eingebunden in ihre Jobs. „Bleibt da noch genug Zeit für einen vierbeinigen Lebenspartner?“ Sabine ließ aber Lolas’ Geschichte nicht los und kurze Zeit später, war die kleine Dame schon auf dem Weg von Spanien nach Deutschland. Angekommen in ihrem neuen Zuhause komplettierte sie den Familienkreis. 

Was heißt es einen Hund zu haben?

Bevor Lola einziehen durfte, war es Norbert sehr wichtig, sich genau mit den Konsequenzen auseinanderzusetzen. „Viele nehmen einen Hund zu sich, ohne darüber nachzudenken, welche Auswirkungen dies auf den Alltag hat – langfristig, was gut und gerne 15 Jahre und mehr sein können.“ Für ihn kommt es zum Beispiel nicht in Frage, einen Hund allein zu Hause zu lassen. Zwei bis drei Stunden ja – aber nicht die ganze Zeit unter der Woche. Eine Überlegung, die nicht ganz unwichtig ist – wie seine Frau ist er beruflich sehr eingespannt und ein Vierbeiner im Büro nicht immer willkommen. 

Auch die Urlaube haben sich in der Zwischenzeit verändert – statt Fernreisen fährt das Trio liebend gerne in die Berge. „Österreich ist sensationell. Lolas zweites Ich ist nämlich eine Bergziege. Sie ist kaum zu bremsen, wenn es zum Wandern in die Berge geht.“

Auf den ausgiebigen Wanderungen hat meistens Lola die Nase vorn und hängt ihr Frauchen gerne mal auf der Hälfte der Wegstrecke ab. 2.800 Meter meistert Mischlingsdame spielend.

Du gehst mit diesem Hund durch dick und dünn – das ist besonders auf den anspruchsvollen Wanderstrecken spürbar.

Diese Erlebnisse schweißen zusammen. „Gemeinsam haben wir so manche Grenzen überwunden. Das eine Mal wollte ich schon umkehren, es sah zu gefährlich aus. Doch Lola machte mir mit ihren Impulsen klar, dass sie weiter gehen wollte. Also sind wir gegangen. Denn wir sind ein Team und dieses extreme Teamwork pusht dich selbst ordentlich in ganz neue Ebenen.“

Ohne Worte, als rein mentale Verbindung. 

Ihre Füße in den Sand des Deutschen liebste Insel durfte Lola auch schon stecken. Allerdings musste sie dafür die Kabine mit dem Frachtraum tauschen. Obwohl sie die beiden Flüge ganz gut weggesteckt hat, werden sich ihre Fernreisen dann doch in Grenzen halten. Für Norbert ist der Stress – mehr bei ihm und Sabine selbst als bei Lola – zu groß und ein Hundesitter ist für alle deutlich angenehmer. 

Im Jetzt sein

Norbert und Lola umgibt eine ganz besondere entspannte Aura. Die Vierbeiner-Dame ist ein sehr offener und neugieriger Zeitgenosse. Das ist mir schon beim doggsin-Shooting aufgefallen. Entspannt wie ein Profi verschlief sie nämlich fast das gesamte Interview auf Norberts Jacke, während Niko fast platzte vor Spieldrang und Aufregung. Da können wir uns noch einiges abschauen. 

„Du kannst soviel lernen von einem Hund – allein durch die Beobachtung.“ Für Norbert liegt der Kern darin, im Jetzt zu sein. Und genau hier liegt das Problem unserer Gesellschaft – unser Leben ist schnell, aus allen Richtungen prasseln Informationen und Reize auf uns ein und wir sind wahnsinnig schnell abgelenkt. Lässt du dich aber auf einen Hund und auch versuchst, ihn zu verstehen, werden sich diese Parallelen in das normale Leben übertragen. 

Dieses Im-Jetzt-Sein lässt sich eigentlich nicht besser verstehen beziehungsweise lernen als von einem Hund: Auf der einen Seite steht die Geduld. Aber noch viel eher geht es um Aufmerksamkeit und Fokus. „Wenn Du mit einem Hund unterwegs bist, hat er für sich eine klare Richtung und befindet sich im Jetzt. Das kannst Du so wunderbar auf Dein Leben transportieren. Mir hilft es extrem, immer wieder diese Erinnerung zu haben und runter zu kommen und meine Exercises zu machen.“

Regelmäßig gehen die beiden zusammen laufen und genießen dabei die Ruhe und Kraft der Natur, ob im Plänterwald oder auf großer Runde im Tiergarten. Ein persönliches Ritual ist auch die abendliche Gaseirunde – 30 Minuten Reflexion pur.

Was war die ganze Zeit? oder Was muss ich morgen erledigen? haben da keinen Platz, in diesem Moment geht es um Wie fühle ich mich jetzt? – Was sind die guten Sachen, was sind die schlechten Sachen? Was kann ich verbessern? 

Die Verantwortlichkeit als Halter muss absolut da sein

Lola ist ein sehr lernbedürftiger Hund und immer auf der Suche nach neuen Sachen. Wie sehr sie darin aufgeht, verraten ihre leuchtenden Augen. Für Norbert und Sabine sind das jedes Mal bestärkende Impulse und eine Bestätigung ihrer persönlichen Lern- und Entdeckungsreise. 

Sie beschreiben sich als sehr konsequent in ihrem Zusammenleben. Zum Beispiel gibt es keinen Bürgersteig, an dem sie nicht anhalten und sich Lola auf das Kommando Straße setzen muss. Und irgendwann fing es an, dass die Hundedame automatisch am Bürgersteig anfing, sich hinzusetzen, wartend auf ihr Kommando. „Das gibt dir einfach so viel Ruhe. Wir haben das von Anfang an, mit ihr geübt, um eine gleichbleibende Routine zu erzeugen.“ 

Am Anfang drückte Lola natürlich auch die Schulbank in der Welpenschule und war fleissig auf einigen zusätzlichen Trainingssessions. Unterm Strich bringt das beste Training aber nichts, wenn zu Hause und im Alltag die Konsequenz fehlt. 

Genau wie Niko kennt auch Lola das Office-Leben und durfte Norbert hin und wieder auf seine vorherige Arbeitsstelle begleiten. Wie sollte es anders sein, war sie ein echter Happiness-Garant. Auch hier kommt konsequentes Verhalten wieder ins Spiel. Anders als Niko testet Lola ihre Grenzen keineswegs zu Hause neu aus, nachdem sie zuviel Aufmerksamkeit durch Kollegen oder Besucher bekommen hat. Der Schlüssel sind die eigenen Routinen, an die Norbert sich beharrlich festhält. „Wenn du zum Beispiel 28 Tage lang etwas durchhältst, geht das unmerklich in deinen Alltag über. Aber du musst eben erstmal durchhalten. Dann ist es nicht mehr schwierig.“ Irgendwann setzt ein Automatismus ein, der sich sofort meldet, wenn aus irgendwelchen Gründen etwas in der Routine fehlt. Lola ist daher die perfekte Lehrerin oder besser gesagt Sparrings Partner. 

Die Konsequenz, die du an dem Hund üben kannst, lässt sich dann auch auf dein eigenes Leben übertragen.

Doch einen sehr interessanten Vorschlag hat Norbert dann doch: Im Vergleich zu anderen deutschen Städten zählt Berlin zu den Spitzenreitern in der Höhe der Hundesteuer. Die spült momentan ordentlich Geld in die Stadtkasse, findet ihren Weg aber nicht zu Gunsten der Vierbeiner. Neben ausreichenden Hundegärten und Freiflächen geht es Norbert aber noch um mehr: Aufklären und Unterstützen.

Wie sieht ein richtiger Umgang mit Hunden aus? Was bedeutet ein Hund eigentlich? Und wie sollte im besten Fall ein Hund aufgezogen und natürlich erzogen werden? Für Norbert liessen sich damit viele Probleme zwischen Hund und Halter aber auch zwischen Hund, Halter und Umwelt lösen. „Wir sehen teilweise viele Menschen, die keinen Schimmer haben, wie man richtig mit einem Hund umgeht. Da blutet einem das Herz. Du spürst dann förmlich den Stress des Hundes aber auch des Halters. Das ist dann eine echte Kettenreaktion, die sich in den jeweiligen Alltag festsetzt.“ Professionelle Workshops wären ein erster Schritt. Der Hundeführerschein gehe zwar schon in eine gute Richtung, aber sei massentauglich noch nicht richtig umsetzbar. 

Berlin mit Hund – Daumen hoch!

Im Gegensatz zu Paris, London oder sogar Hamburg ist Berlin für das Gespann ein sehr toleranter Ort, der an vielen Ecken ein starkes Welcoming-Gefühl versprüht. Ok, in der neuen C/O  Berlin dürfen keine Hunde mehr rein, daher muss sie leider auf Norbert in Zukunft verzichten. Aber grundsätzlich begleitet Lola ihre Menschen auf sämtliche Veranstaltungen – von Vernissagen, Ausstellungen bis zu Lesungen. Und Norbert hat noch einen Geheimtipp: Wie in Wien gibt es hier sogar ein Kino, in welches Hunde die Vorstellung besuchen dürfen. Ich muss das gleich mal recherchieren 🙂

Hunde und ihre Menschen sind für Norbert mehr als ein spannendes Hobby. Mit doggsin verbindet er das Unterwegs-sein, um mit Menschen ins Gespräch zu kommen, mit denen sich sonst nie eins ergeben hätte. Die Idee für dieses Projekt kam ihm auf einer Reise mit seiner Frau nach Venedig. Zwischen Canale Grande und verwunschenen Palästen seien ihnen so viele interessante Hund-Mensch-Teams aufgefallen, dass ihnen gar nichts anderes übrig blieb, als zu fotografieren. Anfangen auf Tumblr zeigt er seine Porträts nun auf Instagram. Im Fokus steht bei ihm die tatsächliche Ähnlichkeit von Hund und seinem Menschen und ihre spürbare Liebe. Das Projekt ist über die Zeit zu einem echten Familien- und Freundeskreis-Auftrag geworden. Aus verschiedenen Winkeln der Welt erreichen ihn Porträts, die er in seine Reihe aufnimmt. Die Leute sind voller Stolz, ein Teil von doggsin zu sein ( 😉 Dem kann ich nur beipflichten). Und die positiven Energien auf den Shootings motivieren Norbert, immer weiter zu machen. Und eines Tages soll daraus auch ein Buchprojekt werden. 

Vielen Dank, Norbert für deine Zeit und die tollen Denkanstöße!

Fotocredits: Norbert Richard Meinike / doggsin