In der Stadt, Nah- und Fernverkehr: Mit Vierbeiner in den Öffis

Es ist Mittag, die Sonne steht hoch und treibt mir ein paar Schweißperlen auf die Stirn. Doch dieser Berliner Sommer ist viel mehr eine Herausforderung für Niko, der sich nun erleichtert auf den kühlen Boden der klimatisierten Tram ablegt. Zwei Stationen später wird unsere Verschnaufpause gestört. Eine Gruppe der typischen Kontrollettis läuft durch den Zug und möchte die Fahrscheine sehen. Kein Problem, denn ich habe ja eine Abo-Karte. Also lehne ich mich entspannt zurück. Der Kontrolleur sieht das allerdings anders und möchte explizit den Fahrschein für Niko sehen. Beharrlich erkläre ich ihm, dass auf Berliner Zeitkarten ein Vierbeiner kostenlos mitreisen darf. Aber er gibt nicht auf und will mir einreden, dass diese Regelung erst ab 20.00 Uhr gelten würde. Eine Diskussion entbrennt, die durch das Erreichen der nächsten Station gebremst wird. Der Kontrolleur steigt mit seiner Gefolgschaft aus. Ich bleibe mit einem Kopfschütteln zurück.

Brauchen Hunde tatsächlich Fahrscheine? Wo darf man sie mitnehmen und unter welchen Bedingungen? Im Gespräch mit anderen als auch in den diversen Online-Foren kursieren die unterschiedlichsten Geschichten. Und da sich unsere Mobilität in den nächsten Monaten verändert wird, Grund genug, mich selbst schlau zu machen:

„Weine nicht, wenn der Regen fällt. Tram Tram“

Hunde sind in Bussen sowie U-Bahnen und S-Bahnen der Berliner Verkehrsgesellschaft grundsätzlich erlaubt. Egal von welcher Größe oder Statur, die Vierbeiner dürfen mit. ABER: Nicht ohne Maulkorb! Ganz egal, ob Niko als Kleinpudel mitfahren möchte oder jemand mit seiner Dänischen Dogge unterwegs ist. Bis vor ein paar Monaten waren die Busfahrer immer ziemlich locker damit und es reichte ihnen aus, dass ich ihnen versicherte, einen Maulkorb dabei zu haben oder der Anweisung nachkam, Niko auf meinen Schoß zu nehmen. Insbesondere in den Bussen sind die Fahrer seit Wochen sehr viel aufmerksamer und bestehen auf den Maulkorb beim Einsteigen. Ansonsten verweigern sie die Mitnahme. Auch das ist uns schon passiert, als der Maulkorb zu Hause in der anderen Tasche lag.

Blindenführhunde, die einen Blinden begleiten, sind stets zur Beförderung zugelassen und werden generell kostenfrei befördert. Sie sind von der Maulkorbpflicht ausgeschlossen. Grundsätzlich gilt, dass mitgeführte Tiere die Sicherheit des Betriebes nicht gefährden dürfen und Fahrgäste nicht belästigt werden. Im Einzelfall entscheidet das Betriebspersonal über die Beförderung von Tieren. Tiere dürfen nicht auf Sitzplätzen untergebracht werden. Quelle: bvg

Ohne Fahrschein geht’s leider nicht. Werden Hunde vor dem Gesetz noch immer als Sachgegenstände angesehen, rechnen sie Verkehrsmittel-Betreiber gerne wie Kinder ab: Es muss ein ermäßigtes Ticket gelöst werden, sofern der Halter keine Zeitkarte, Tageskarte oder einem Schwerbehindertenausweis mit Fahrberechtigung hat. Auf einer solchen Karte darf ein Vierbeiner rund um die Uhr mitreisen. (Achtung: Für jeden weiteren Hund muss wiederum ein ermäßigter Fahrschein gelöst werden.) Bis auf den geschilderten Vorfall wurde ich, bevor ich mich für ein Abo entschied, nicht einmal noch einem separaten Fahrschein für Niko gefragt. Das liegt allerdings im Ermessen des Kontrolleurs. Fährt der Hund ohne Fahrschein, droht eine Geldbuße wegen Schwarzfahrens. So ist mir mal mit meinem Fahrrad ergangen. Damals hatte ich noch kein Abo und war mit meinen Vierer-Tickets unterwegs. Auf dem letzten Drücker sprang ich samt Rad in die Bahn, hatte aber vergessen, meine Tickets auf dem Bahnsteig zu entwerten. Die Quittung folgte prompt, und zwar in der doppelten Geldbuße: 40 Euro für mich, 40 Euro für mein Fahrrad. (Anmerkung: Das Bußgeld für Schwarzfahren liegt derzeit bei 60 Euro!)

„I want to ride my bicycle“

Sommer und Radfahren gehört für mich zusammen wie Freibad und Pommes rot-weiß. Es gibt nichts schöneres, sich ein bisschen Fahrtwind um die Nase wehen zu lassen und schnell von A nach B zu kommen. Doch der Berliner Straßenverkehr hat es ziemlich in sich. Niko neben mir am Rad laufen zu lassen – keine Chance. Ich möchte weder ihn, noch andere unnötig in Gefahr bringen:

Haus- und Stalltiere, die den Verkehr gefährden können, sind von der Straße fernzuhalten. Sie sind dort nur zugelassen, wenn sie von geeigneten Personen begleitet sind, die ausreichend auf sie einwirken können. Es ist verboten, Tiere von Kraftfahrzeugen aus zu führen. VonFahrrädern aus dürfen nur Hunde geführt werden.

Quelle: §28 StVO

Um nicht auf mein Fahrrad verzichten zu müssen, habe ich mich ein wenig durchprobiert. Mein erster Versuch war ein spezieller Hunde-Fahrradkorb. Als Kleinpudel war Niko dann doch etwas zu groß und der Klickfix passte überhaupt auf mein Rad. Dass mein Rennradlenker viel tiefer liegt und das Rad an sich sehr leicht gebaut ist, hatte ich bei der Suche völlig verdrängt. Also kaufte ich einen Korb, den ich zwar über den Lenker einhängen konnte, der aber über Streben an der Vorderradnabe gestützt wurde. Soweit so gut. Doch das Eigengewicht des Korbes und die stolzen 9 Pudel-Kilos machten mir einen Strich durch die Rechnung. Das Gewicht am Lenker war für ein sicheres Navigieren durch den Straßenverkehr viel zu hoch. Nächster Versuch: Hunderucksack. Bisher für mich die beste Option. Niko sitzt sicher auf meinem Rücken. Seine Bewegungen kann ich gut abfangen und das Lenken wird dadurch nicht beeinflusst. Allerdings eignen sich solche Rucksäcke nur für kleinere Rassen und kurze Fahrten durch die Stadt.

Hier kommen Hundeanhänger und Lastenräder ins Spiel. Für den nächsten Sommer werde ich mich durch das Angebot der Hundeanhänger testen, um damit ein bisschen mobiler zu sein. Denn ohne Auto ist der Weg zum See oder ans andere Ende der Stadt manchmal etwas anstrengend. Doch auch hier gilt: Der Hund muss gut gesichert sein! Denn sollte der Hund mal was interessantes entdeckt haben und losspringen, kann es gefährlich werden. So wie neulich auf dem Alexanderplatz. An der Ampel wartend hörte ich hinter mir ununterbrochenes Gekläffe. Niko drehte sich die ganze Zeit um. Dann fuhr an uns eine Frau mit Hundeanhänger vorbei. Mir stockte der Atem. Sie hatte die Klappe des Anhängers offen gelassen und ihr Weimaraner machte sich bei laufender Fahrt daran, aus dem Anhänger abzuhauen. Seine langen Beine liefen ungeschickt am Boden mit und in Gedanken sah ich die das Fahrrad schon umkippen. Zum Glück konnte die Frau noch alles rechtzeitig abfangen und fuhr dann mit geschlossener Klappe weiter.

Der Hund darf auf dem Fahrrad oder im Anhänger mit, solange er den Verkehr nicht behindert und eine Selbst- als auch Fremdgefährdung ausgeschlossen ist.
Quelle: Polizei Berlin

Sharing is caring: Unterwegs mit Car Sharing

Schnell ins Auto steigen und losfahren. Klingt verlockend, kann aber – zumindest in Großstädten – auch ziemlich anstrengend sein. Rush Hour, zu wenig Parkplätze, Baustellen. Von der Umweltbelastung mal ganz abgesehen. Doch manchmal gehts leider nicht ohne. Seit mehr als vier Jahren bin ich im Car Sharing angemeldet. Das Angebot in Berlin ist ganz gut und an fast jeder Ecke ein Auto verfügbar. Doch dürfen Vierbeiner ohne Weiteres mitfahren?

Car2go

Natürlich! Aber bitte lass sie in einer Transportbox für Haustiere, damit andere Member keine Haare oder Schmutz im Auto finden. Tiere ohne Transportbox dürfen in einem car2go leider nicht mitfahren. Quelle: Car2go FAQ

 

Drive Now

Grundsätzlich ja, allerdings bist du dann dazu verpflichtet, das Auto in einem gereinigtem Zustand zurückzugeben. Bitte beachte auch, dass Tiere grundsätzlich nur in einem geschlossenen Käfig transportiert werden dürfen, der sicher im Kofferraum verstaut ist. Sollte der Innenraum des Fahrzeugs stark verschmutzt sein, erlauben wir uns dir eine entsprechende Reinigungsgebühr (s. Preisliste) in Rechnung zu stellen. Quelle: Drive Now FAQ

 

Cambio

Schon aus Rücksicht auf alle Tierhaarallergiker bitten wir Sie, auf den Transport von Haustieren gänzlich zu verzichten. Sollte eine Mitnahme dennoch einmal unumgänglich sein, reisen alle Tiere in artgerechten Transportkörben im Gepäckraum. Saugen Sie den Gepäckraum nach dem Transport aber auf jeden Fall gründlich aus. Achtung: Halten wir nach einem Tiertransport eine Sonderreinigung für notwendig, berechnen wir eine Mitarbeiterstunde mit 30 Euro! Quelle: Cambio Fragen & Antworten

 

Flinkster

Bei einer über gewöhnliche Gebrauchsspuren hinausgehenden Verschmutzung des Innenraums eines Fahrzeugs durch den Kunden, werden Reinigungskosten in Höhe des Aufwands oder pauschal gemäß Gebührenliste berechnet, sofern der Kunde keine geringeren Reinigungskosten nachweist. Als verschmutzt im vorstehenden Sinne gilt ein Fahrzeug insbesondere, wenn es Flecken, Abfall, Grünschnitt, Asche, Tabakrauch, Verschmutzung durch Transport von Tieren oder ähnliches aufweist. Quelle: Flinkster AGB

 

Stadtmobil

Tiere erlaubt. Quelle: Stadtmobil Berlin Handbuch Privatkunden

 

UBEEQO

Es ist verboten: Tiere zu transportieren. Quelle: UBEEQO Geschäftsbedingungen

 

Auf der Schiene durch Deutschland

In den letzten drei Monaten waren wir gleich sechs Mal mit dem Zug unterwegs. So wirklich Routine kam dabei aber nicht auf, denn zu unterschiedlich waren unsere Erfahrungen. Grundsätzlich dürfen Vierbeiner mit dem Zug reisen. Etwas kompliziertes kann es allerdings werden, wenn es mit dem Zug ins Ausland geht. Während in Österreich und der Schweiz ähnliche Regelungen wie in Deutschland gelten, dürfen in Italien etwa größere Hunde überhaupt nicht im Zug mitreisen. Auch bei Nachtzügen gelten gesonderte Regelungen: Bei der DB dürfen Hunde nur mitgenommen werden, wenn ein Abteil zur alleinigen Nutzung gebucht wird. Bei anderen Bahngesellschaften wie dem Eurostar ist die Mitnahme von Haustieren an Bord gar nicht gestattet.

Unterwegs in Deutschland gilt:

Kleine Haustiere (so groß wie eine Hauskatze)

Lebende Haustiere, die klein (bis zur Größe einer Hauskatze), ungefährlich und in geschlossenen Behältnissen (z. B. Tierboxen) untergebracht sind, können kostenlos mitgenommen werden. Diese Box muss unter den Sitz oder auf die Ablage über den Sitz passen. Leider gibt es dafür keine konkreten Maße, bitte handeln Sie nach bestem Wissen und Gewissen. Die Behältnisse müssen so beschaffen sein, dass Beeinträchtigungen für Personen und Sachen ausgeschlossen sind.

Größere Haustiere (größer als eine Hauskatze)

Für größere Haustiere, also Hunde, die nicht in eine Transportbox passen, zahlen Sie den halben Fahrpreis. Diese Regelung gilt sowohl für den Flexpreis als auch für die Sparpreise im Fernverkehr. Buchung: Geben Sie bei der Buchung an, dass ein Kind von 6-14 Jahren ohne Begleitung verreist und wählen Sie Versand per Post. Hundetickets können nicht als Online- oder Handytickets zur sofortigen Verwendung online gebucht werden. In diesem Fall empfehlen wir, die Tickets am Automaten oder im Reisebüro zu kaufen.

Bei den Länder-Tickets und dem Schönes-Wochenende-Ticket zählen entgeltpflichtige Hunde als reguläre Person/Erwachsener. Reisen Sie also mit vier Mitfahrern und einem Hund, kaufen Sie bitte ein Ticket für fünf Personen. So geht’s: Tragen Sie auf dem Ticket in einer der Zeilen bei „Name“ den Begriff „Hund“ ein. Sitzplatzreservierungen für Hunde sind nicht möglich.

Hunde, die zu groß für Transportboxen sind, müssen angeleint sein und einen Maulkorb

Blindenführhunde und Begleithunde dürfen immer kostenlos mitfahren und müssen keinen Maulkorb tragen.

Ob der Hund während der gesamten Fahrzeit tatsächlich in seiner geschlossenen Transporttasche bleiben muss oder sich in einer ruhigen Ecke auf einer Decke ausstrecken kann, liegt immer im Ermessen des Zugpersonals. Von locker bis streng hatten wir alles dabei. Doch abgesehen davon erlebte ich noch eine ganz andere Überraschung, als wir uns mit der Bahn in Richtung Köln aufmachten. Trotz Zugroutine war an diesem Morgen alles anders. Um der sommerlichen Hitzewelle etwas zu entgehen und in der Hoffnung auf wenig Mitreisende, hatte ich extra für die frühen Morgenstunden gebucht. Früh Aufstehen kennen wir ja, also brachte uns die anstehende Zugfahrt in unserer Morgenroutine nicht durcheinander. Rechtzeitiges Futter, ein längerer Spaziergang zum Bahnhof. Ein ruhiger Sitzplatz, Fensterplatz für Niko, ich am Gang. Eine entspannte Schaffnerin. Soweit so gut. Würde Niko nicht die ganze Zeit hecheln und alle paar Minuten seine Liegeposition ändern. Keine halbe Stunde ging’s dann auch schon los. Niko erbrach sich in seiner Tasche. Mit ein paar Servietten, die ich noch in der Tasche hatte, entfernte ich schnell das Malheur. Kann ja mal passieren. Schnell schnappte ich mir Hund und Leine und ging in Richtung Toilette, um das Aufgewischte zu entsorgen. Vor der Toilettentür passierte es dann: Niko entleerte sich durchfallartig. Geistesgegenwärtig schnappte ich mir Unmengen von Toilettenpapier (das WC war zum Glück frei) und putzte den Teppich. Im Zug war es noch so ruhig, dass niemand vorbeikam. Irritiert und mit einer weiteren Toilettenpapierrolle in der Tasche schlich ich mit dem Pudel zurück auf den Platz. Minutenspäter ging dort das Geschehen weiter. Seine Tasche war irgendwann so beschmutzt, dass ich sie einfach hochnahm und unten nur noch seine Decke ausbreitete. Völlig ratlos konnte ich mir seinen Zustand nicht erklären, denn wie gesagt, ist Niko Zugfahren eigentlich gewöhnt.

Aber Tiere sind keine Roboter. Je nach Tagesform und Wohlbefinden können auch mal in bekannten Situationen Malheure passieren. Denn der Mix aus anderen Passagieren, fremden Geräuschen und das ständige Rütteln kann beim Hund Stress auslösen und somit das Ausscheidungsverhalten anregen. (Das kennt vielleicht der eine oder andere auch von sich selbst.) Die Ruhe zu bewahren, ist in dem Moment das Wichtigste. Je nervöser der Vierbeiner wird, umso ruhiger müssen wir selbst werden. Also tief durchatmen und mit leiser Stimme sprechen. Seit dieser Fahrt habe ich immer ein paar Reinigungstücher in der Tasche. Und noch ein Tipp: Ein geschlossenes Abteil bringt noch mehr Ruhe und Bewegungsfreiheit als in einem Großraumabteil, muss aber zusätzlich gebucht werden.

Ab dem ZOB – nur ohne Hund

Mit Reisebussen war ich früher sehr häufig unterwegs. Die Preise waren einfach unschlagbar, um spontan Freunde zu besuchen. Mit Niko im Gepäck ist das nun anders. Denn kein einziger Anbieter erlaubt Haustiere an Bord. Einzige Ausnahme sind Behindertenbegleit- und Blindenführhunde. Mit einer Vorlaufzeit von mindestens 36 Stunden muss die Fahrt beim Kundenservice inklusive der entsprechenden Nachweise wie Schwerbehindertenausweis sowie ein Attest, dass der Hund als ständige Begleitung erforderlich ist,  angemeldet werden (siehe AGB Flixbus).

Kleine und große Abenteuer mit seinem Hund brauchen eben doch ein paar Vorbereitungen.

Je nachdem, wohin es geht, habe ich schon eine feste Packliste:

auf Mini-Abenteuer

nicht ohne meine BVG Abo-Karte, Maulkorb, Decke, Trinkflasche, Kotbeutel und Steuermarke! (Und für geplante Touren mit Rad ist der Hunderucksack natürlich mit dabei.)

für Roadtrips

mit Transporttasche und Decke, Trinkflasche und Fressnapf, Maulkorb, Kotbeutel, Reisetickets, Steuermarke, zur Sicherheit die wichtigsten Daten vom Tierarzt und zur Haftpflichtversicherung und natürlich ein paar Reinigungstücher.