Repellent statt giftig: Wie wirkt natürliche Zeckenabwehr*

Den allmählich wieder erwachenden Großstadttrubel sind wir vor ein paar Tagen entflohen. Es ging raus aufs Land, zu Besuch in einem wunderbaren Gartenparadies. Der ehemalige Geräteschuppen wurde unser Zuhause für die kommenden zwei Tage. Liebevoll ausgebaut mit richtigem Bett, Stimmungslicht und kleinem Waschbecken. Sogar an Steckdosen wurde gedacht. Tief durchatmen, das Blütenmeer genießen und den vielen Stimmen aus dem Wald und den Büschen lauschen. Eine tolle Auszeit – mit einem sehr besonderen Mitbringsel: meinem allerersten Zeckenstich. Klein, fast vollständig schwarz und ziemlich schnell hat sich die Zecke ein genüßliches Picknick auf meinem Schlüsselbein bereitet. Und auch vom Pudel habe ich die eine oder andere Zecke abgesammelt. Ganz so entspannt war ich dann nicht mehr.

Diese kleinen Plagegeister verfolgen uns wie ein Schatten, den man einfach nicht los wird. Kurz nach seiner Einreise aus Spanien wurde Niko – rein zufällig – positiv auf Ehrlichiose getestet. Sein Mittelmeercheck war zu diesem Zeitpunkt noch ganz frisch und entsprechend negativ. Ein weiterer Routinecheck war also erst im Winter geplant. Doch bei einem kurzen Vorstellungsbesuch beim Tierarzt kurz nach seiner Ankunft kam nun alles anders als gedacht.

Zecken sind wechselwarme Tiere. Ihre Körpertemperatur entspricht der Umgebung. Generell bevorzugen die kleinen Spinnentiere schattige, aber mild temperierte und feuchte Orte in der Natur. Die milden Winter der vergangenen Jahre begünstigen ihre zunehmende Ausbreitung in den Norden und haben Einfluß auf den Zeitraum ihrer Aktivität. Der Gemeine Holzbock beispielsweise ist nun nicht mehr bloß von März bis Oktober anzutreffen, sondern bereits ab Februar bis in den späten Herbst aktiv.

Drei Mal täglich Antibiotika für drei Wochen. Ein ganz schöner Brocken, den der Organismus meines damals sechs Monate alten Junghunds wegstecken musste. Danach folgten regelmäßige Bluttests, um sicherzugehen, dass die Therapie auch angeschlagen hat. Seit dieser Diagnose achte ich akribisch auf Zecken. Von Natur aus scheint Niko zwar kein Zeckenmagnet zu sein, doch für ein Gefühl von Sicherheit setzte ich auf chemische Spot-Ons. Seit nunmehr drei Jahren verwende ich ausschließlich natürlichen Zeckenschutz. 

Info: Die canine Ehrlichiose ist eine eine parasitäre Infektionserkrankung. Der wichtigste Erreger ist Ehrlichia canis, ein Bakterium aus der Gattung der Rickettsien, und wird von Schildzecken, vor allem von der braunen Hundezecke, auf Hunde beim Saugakt über den Zeckenspeichel übertragen. Die Erkrankung verläuft in akuten und chronischen Phasen. 

Die Wege von Matze Schmidbauer und Jesse Hahn kreuzten sich im gemeinsamen Berliner Kiez schon seit geraumer Zeit. Man kennt sich vom Sehen, grüßt sich und kommt durch Drahthaar Iggy endlich ins Gespräch. Mit Iggy sind beide auch gerne draußen im Brandenburger Umland unterwegs. Doch der Genuß von Natur und Ruhe erfüllte sich aufgrund diverser Mitbringsel nicht. Denn Iggy ist ein echter Zeckensammler, der sein Herrchen schon so manches Mal zur Verzweiflung brachte. Bis zu 20 Zecken tummelten sich in Iggys Fell nach den Spaziergängen. Als Matze dann an einem Winterabend, gemütlich auf dem Sofa sitzend, eine Zecke über den Arm krabbelte, musste eine Lösung her und die Idee von D’IGGY war schließlich geboren. (> Die braune Hundezecke nistet sich gerne in Holzritzen ein und kann dort bis 3.000 bis 4.000 Eier legen!) Gemeinsam mit Jesse wurde recherchiert, gelesen, geforscht, gemixt, getestet – herauskommen sollte eine chemiefreie Alternative zum herkömmlichen Zeckenschutz. Im August 2019 liefen die ersten Flaschen D’IGGY BULLETTPROOF FUR “vom Band”.

Früher habe ich für Iggy ausschließlich chemische Halsbänder verwendet. Nach einem Vorfall in der Drahthaar-Gruppe, in der ich mich regelmäßig austausche, ging das nicht mehr. Eine Hündin aus der Gruppe hatte die Wirkstoffe des Halsbandes nicht vertragen und wäre fast daran gestorben. Es werden generell Inhaltsstoffe eingesetzt, die zum Beispiel im Agrarbereich verboten sind. Das war für mich nicht mehr vereinbar.

Zecken sind Jäger und können ihren potenziellen Opfern sogar bis zu 100 Meter hinterherlaufen. Durch ein spezielles Sinnesorgan am Vorderbein (das sogenannte Hallersche Organ) findet die Zecke ihren Wirt. Denn genau über dieses Organ kann sie sämtliche Duftstoffe wahrnehmen. “Zecken haben sich hervorragend ihrer Umwelt angepasst und kaum natürliche Feinde. Nähert sich ein potenzielles Opfer, verharrt die Zecke in einer regelrechten Lauerstellung und lässt sich einfach abstreifen“, erklärt Jesse. Zecken leben als meist wirtsspezifische Parasiten; die Weibchen und die noch nicht geschlechtsreifen Männchen stechen ihre Wirte, um Blutmahlzeiten aufzunehmen. „Eigentlich sind Zecken sind Vegetarier. Männliche Zecken ernähren sich von Blütennektar; weibliche Zecken brauchen das Blut, um ihre Brut auszubilden“, ergänzt Matze.

Info: Zecken haben einen Stechrüssel. Sie beißen nicht, sondern stechen!

Einige Krankheitserreger wie das FSME Virus können direkt über den Zeckenspeichel übertragen werden. Andere wiederum wie die Borrelia-Bakterien gelangen über den Darm der Zecke in den Kreislauf des Wirtes. Mitunter kann die Übertragung der Erreger ziemlich dauern. Je schneller eine Zecke also entdeckt und entfernt wird, desto geringer kann auch das Risiko einer Infektion sein. Zwischen Zecken mit Krankheitserregern und nicht infizierten Zecken soll sogar ein Unterschied bestehen.  Laut einer Studie sind erstere nämlich noch aktiver und widerstandsfähiger.

Tipp von Jesse: Idealerweise sollten die Zecken, die man bei sich selbst oder beim Hund gezogen hat, erst einmal einfrieren. Werden Veränderungen wie Borreliose- Ringen (also der Wanderröte) sichtbar, können diese Zecken zur weiteren Untersuchung eingeschickt werden, um den Erregerstamm festzustellen.

Damit es erst gar nicht zum Stich und einer möglichen Speichelübertragung kommt, setzen Matze und Jesse bei ihren Produkten auf eine Reppellentwirkung mit Citronella-Öl. Somit werden starke Nebenwirkungen wie etwa bei den meisten chemischen Spot-Ons eingesetzte Nervengifte automatisch ausgeschlossen. „Denn nicht jeder Hund verträgt die chemischen Insektizid-Präparate gut. Bei bestimmten Vorerkrankungen dürfen gewisse Mittel gar nicht erst angewendet werden. Und auch sensible Hunde können mit Erbrechen reagieren oder andere Vergiftungssymptome anzeigen“, erklärt Matze.

Wie ein unsichtbarer Duftmantel

Die Zecke auf meinem Schlüsselbein nutzte meinen Schreckmoment und stach sofort zu, nachdem ich sie zuvor daran gehindert hatte, auf meiner Hüfte aktiv zu werden. Meistens sind Zecken auf ihrem Wirt noch eine Weile unterwegs. Damit es gar nicht erst zu einem Stich kommt, legen sich Repellents wie ein unsichtbarer Duftmantel über die Haut. Zecken oder auch andere Insekten können den Geruch des potenziellen Wirts nicht mehr wahrnehmen. Mit der Zeit nimmt die Konzentration des Wirkstoffes in dieser Dufthülle natürlich wieder ab und es kann erneut zu Stichversuchen kommen.

Bei der Entwicklung ihre Produkte sind Jesse und Matze darauf bedacht, dass alle Inhaltsstoffe pflanzlicher Natur als auch eco-zertifiziert sind, wie zum Beispiel das Kolloid, der Wasser und Wirkstoff miteinander verbindet. Und ganz nebenbei ist der Wirkstoff auch ein hervorragender natürlicher Konservierungsstoff.

INCI Cocos nucifera, Cymbopogon winterianus oil, fractionated, hydrated, cyclized
Wirkstoff 
20g/ 100g Cymbopogon winterianus oil, fractionated, hydrated, cyclized

> Cymbopogon winterianus oil ist ein ätherisches Öl pflanzlichen Ursprungs.
> Citrepel: PMD extrahiert aus Citronella, 100% natürlich.

Wie lange ein Repellent tatsächlich schützt, ist mitunter ganz unterschiedlich. Lassen sich zum Beispiel Mücken gut bis zu vier oder sogar bis zu acht Stunden abwehren, sind es bei Zecken meistens nur um die vier Stunden. Neben der Zusammensetzung des Wirkstoffs spielen auch andere Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchte, Wind und Schweiß eine Rolle.

Tipp von Matze: Für eine optimale Wirkung muss das Repellent Hautkontakt haben. Nur ein oberflächlicher Film auf dem Fell der Hunde reicht für einen adäquaten Zeckenschutz nicht aus. Bei Hunden mit dichtem Fell muss das Mittel unter das Fell massiert werden. 

„Die meisten pflanzenbasierten Präparate müssen zwar häufiger aufgetragen werden, als man es von anderen Mitteln vielleicht gewohnt ist. Doch mit der richtigen Anwendung können sie genauso effektiv vor Zeckenstichen schützen“, ergänzt Jesse.

Über 900 verschiedene Zeckenarten sind weltweit dokumentiert. Allein 20 Arten wie die Braune Hundezecke oder die aus Afrika stammende Hyalomma-Zecke sind mittlerweile in Deutschland heimisch und bringen jede für sich neue Krankheitserreger mit.

Der Erforschung der neuen Arten, vor allem der die Braunen Hundezecke, widmet sich die  Uni Hohenheim. Wer die Zecken findet, kann diese gerne zur weiteren Untersuchung dort einschicken.

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Doch nicht nur bei Zecken ist Obacht geboten. Auch Grasmilben sind Parasiten und für ihre Ernährung und Reproduktion von einem Wirt abhängig. Wählerisch sind sie dabei nicht. Nach dem Biss kommt es häufig zu einem starken Juckreiz, der sich durch intensives Kratzen wiederum verstärkt. An den Einstichstellen entstehen Hautrötungen, kleine Knötchen oder Quaddeln. Erste Anzeichen zeigen sich durch ein intensives Lecken der Pfoten, ständiges Kratzen an Ohren oder Hals oder dem Beißen in den Schwanz. Die Grasmilbe ist zwar nicht für die direkte Übertragung von Krankheiten verantwortlich. Allerdings können durch das Kratzen Bakterien in die Wunden gelangen und Entzündungen auslösen.

„Mein Iggy ist hier ein richtiger Kandidat. Er liebt es, durch das Unterholz und hohe Wiesen zu toben. Nach jedem Spaziergang muss ich ihn akribisch absuchen. Ist er dennoch mal befallen, massiere ich ein Gemisch aus Apfelessig und Wasser in sein Fell, auch um den andauernden Juckreiz zu lindern und die letzten Plagegeister vertreiben“, erzählt Matze.

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Quellen zum Weiterlesen

Parasiten europaweit

Gefahr durch Braune Hundezecke

Zeckenforschung Uni Hohenheim

Zeckenkrankheiten beim Hund

 

*Vorsorglich als Werbung gekennzeichnet. Der Artikel ist im Rahmen eines Interviews entstanden und nicht im Zuge einer Kooperation oder durch andere Gegenleistungen.