Allein in der EU entstehen laut EU-Kommission jedes Jahr rund 26 Millionen Tonnen Plastikmüll. Weniger als ein Drittel davon wird jedoch wiederverwertet.
Gesundes Obst im Supermarkt, aber eingeschweißt. Leckeres Bio-Eis, im Becher mit Plastiklöffel. Das neue Strandoutfit für den Urlaub, doch am Badeanzug hängen fünf Etiketten, befestigt mit Plastik-Sicherheitsfäden. Ohne Plastik geht anscheinend nichts. Denn über Jahrzehnte hat es sich immer mehr in unseren Alltag geschlichen – mit verheerenden Folgen!
Zwar wird immer eindringlicher über die Gefahren des Konsums aufgeklärt. Und auch die EU-Kommission nimmt sich nach aktuellen Berichten der Problematik erneut an und plant, Plastikprodukte zu verbieten, für die es weniger schädliche Alternativen gibt, wie etwa Plastik-Einweggeschirr, Strohhalme oder Wattestäbchen.
Trotzdem fällt es vielen schwer, ihren Alltag plastikfrei(er) zu gestalten.
Bei mir hat es Klick gemacht, als ich bei fritz-kola gearbeitet habe. Als Teil der Markenphilosophie und zur regelmäßigen Schulung des Teams schauten wir uns diverse Filme zum Thema an, wie Plastic Planet (Link zum Film). Ungeschönt und aufrüttelnd zeigt der Film die dramatischen Auswirkungen des sogenannten Plastikzeitalters auf Mensch, Tier und Natur. Definitiv nichts für schwache Nerven, wenn tote Vogeljunge gezeigt werden. Totgefüttert von ihren Eltern, die Plastik als vermeintliches Futter aus den Meeren fischen. Oder wie aktuell ein Wal vor Thailand, der aufgrund von 80 Plastiktüten im Magen qualvoll sein Leben lassen musste.
Im Pazifik treibt bereits ein Müllstrudel, der viermal so groß ist wie Deutschland.
Und auch jetzt, ein paar Jahre später, lässt mich das Thema nicht los – weder beruflich in meiner Arbeit mit nachhaltigen Unternehmen noch privat. In der Mode und im Lifestyle haben sich mittlerweile schon etliche Alternativen für ein umweltbewusstes und auch plastikfreies Leben aus ihrer Nische in den Mainstream entwickelt. Ein schönes Beispiel kommt direkt aus meinem Kiez: Stefanie Witt, Initiatorin des The Green Market Berlin, hat sich mit ihrem Kaffee Ingwer einen kleinen Traum verwirklicht. Bei ihr kommt nicht nur alle Gerichte vegan auf den Tisch, sondern eben auch plastikfrei.
Doch geht das auch im Alltag mit Hund, Katze oder Maus?
Kottüten – mit oder ohne stinkt’s
Keine Frage, ohne geht es einfach nicht. Zu groß ist die Tretminengefahr insbesondere in Ballungsgebieten wie der Hundehauptstadt Berlin. Die Hinterlassenschaften des eigenen Vierbeiners aufzuheben, gehört also nicht nur zum guten Ton, sondern ist auch Zeichen für gegenseitige Rücksichtnahme. Und nicht zu vergessen – wer aufhebt, hilft auch, mögliche Krankheiten oder Erreger unter den Fellnasen zu verbreiten. Doch hier fängt die Diskussion unter Hundehaltern an: Argumentieren die einen, dass es sich bei Kot um biologisches Material handelt, welches sich ganz natürlich in den Kreislauf wieder eingegliedert. Warum sollte also dafür wiederum Abfall entstehen, der sich über Jahre nicht zersetzt? Zumal häufig diese Kottüten auch einfach vor Ort liegen gelassen oder achtlos ins Gebüsch geworfen werden. Die meisten Plastiktüten bestehen aus Polyethylen (PE), Polyvenylchlorid (
Habe ich die Wahl, nutze ich zuerst vorhandene Alternativen.
Leider lassen sich nicht immer unnötige Verpackungen vermeiden, zum Beispiel solche, die bei Bestellungen mitgeliefert werden. Bevor ich also eine „frische“ Kottüte nehme, greife ich zuerst zum Verpackungsmüll, der sowieso schon bei mir zu Hause vorhanden ist. Manche Geschäfte nutzen für ihr To-Go-Angebot Tüten und Verpackungen unter anderem aus Maisstärke. Ein Konzept, auf das sich unlängst auch Hersteller wie Poop-Bags.de (von The Sustainable People), PogiPets oder Organic Dog Life aus Berlin fokussieren. Aber was als „Bioplastik“ für ein ruhiges Gewissen sorgen soll, ist längst noch nicht die Lösung des Problems und ruft kritische Stimmen hervor, die mich wiederum – ich gebe es zu – auch wieder verunsichern. Denn alles was generell mit „Einweg“ zu tun hat, ist per se einfach nicht nachhaltig.
Frische-Garantie durch Plastik
Fast alles, was ins Schnäuzchen wandert, kommt aus hygienischen Gründen als auch zur Qualitätssicherung in der Verpackung. Ganz egal, ob Barf-Fleisch, Trockenfutter oder Leckerlis. Ohne Plastik läuft hier leider nichts. Zugegeben, anders wären tiefgefrorene und schnell verderbliche Fleischportionen auch schlecht quer durch Deutschland zu versenden.
Ich bin wirklich froh, dass es in Berlin nicht nur viele, sondern auch gute BARF-Shops gibt, bei denen ich frisch aber auch plastikfrei einkaufen kann. Anfangs habe ich mir Nikos Portionen einzeln in Tüten abpacken lassen – so einfach, wie möglich; ökologisch so gar nicht sinnvoll. Asche auf mein Haupt. Mittlerweile bringe ich meine eigenen Behälter zum Befüllen mit und spare damit nicht nur unnötigen Abfall, sondern auch ein bisschen Geld. Die Tüten kosten in den meisten Shops nämlich extra – auch als kleine Erziehungsmaßnahme. Und wer keine eigenen oder nicht genügend Behälter hat, sollte mal nach Abo-Services fragen. Einige Shops bieten nämlich kompostierbare Verpackungen im Abo an.
Es muss aber nicht alles eingepackt werden!
Das Angebot an Snacks ist riesig, allerdings kauft man hier auch eine Menge an Verpackung gleich mit. Dass es auch ohne geht, beweisen insbesondere viele BARF Shops oder kleinere Tierläden. An losen Buffets lässt sich genau die Auswahl und Menge zusammenstellen, die ich für meinen Vierbeiner wirklich brauche. Ganz ohne zusätzliche (und versteckte) Verpackung. Und wer lieber online bestellt, sollte bei seinem Anbieter einfach nachfragen, ob zum Beispiel bereits benutztes Verpackungsmaterial verwendet werden kann oder noch besser, ob die Ware ohne lästige Umverpackung geliefert werden kann. Diese Bewegung hat sich schon in vielen Mode- und Lifestyleshops etabliert. Auch wenn ich mich als Hundehalter beim Auspacken über buntes Papier oder die liebevoll gebundene Schleife freue, meinem Hund ist das total egal. Es kommt ja auf den Inhalt an.
Weniger ist mehr! Ausmisten in der Spielzeugkiste
Gerade jetzt in den heißen Sommermonaten ist der Kong, gefroren mit Leckereien, als Abwechslung ziemlich beliebt. Auch auf Niko wartete damals ein hellblauer Puppy-Kong zu Hause. Doch die nicht wenigen kritischen Berichte über Kong & Co ließen mich letztendlich mit dem Kong nicht warm werden. Also zog er gemeinsam mit dem dazu gekauften Frisbee wieder aus.
Hundespielzeug aus Plastik erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit: Das Angebot ist riesig, bunt und vor allem auch relativ preisgünstig. Dabei zeigen Untersuchungen immer wieder, wie schadstoffbelastet der tierische Zeitvertreib in Wirklichkeit ist. Wie eben auch dieser Kong, von dem Niko in seinem Leberwurstfüllung-Übereifer auch gleich ein Stück mit abgeknabbert hatte. Und damit Grund Nr. 2 lieferte, sofort aussortiert zu werden. Krebserregende Substanzen, wie etwa polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) lauern nämlich in Farben, Bleiche oder Weichmachern und können dauerhaft krank machen.
Man kann leider nicht oft genug betonen, dass es bis heute keine bindenden Grenzwerte für Schadstoffe im Hundespielzeug gibt. Verschiedene Quellen berichten, dass Grenzwerte, die unter anderem für Kinderspielzeug gelten, weiterhin um ein Vielfaches überschritten werden. Daher die nochmal die Frage ans Gewissen:
Wieviel Spielzeug braucht mein Hund wirklich?
Vor fast zwei Jahren hatte ich mich diesem Thema in einem Blogartikel gewidmet. Und als kleiner Spoiler: Die meisten Spielsachen sind noch da und natürlich auch die heiß geliebte Pelzbommel, die wir mal auf der Straße gefunden haben. Seitdem habe ich – ohne Nikos Hilfe – aussortiert und zwar genau die Sachen, die ich für gesundheitlich bedenklich hielt. Dass nun weniger Spielzeug in der Kiste ist und irgendwie auch nichts neues dazu kommt, scheint meinen Pudel nicht zu stören. Denn bevor etwas Neues bei uns einzieht, muss etwas Altes gehen bzw. muss wirklich „totgespielt“ sein. Und dann stellt sich wieder die Frage: Braucht er wirklich einen Ersatz?
Auch ein paar ausrangierte Socken verlieren über Wochen nicht ihren Reiz und eignen sich auch wunderbar als Versteck für Snacks. Doch nicht alle Sachen lassen sich recyceln oder anders verwenden. Überrasche ich Niko mit einem neuen Spielzeug, schaue ich mir vorher genau an, wo es hergestellt wurde und welche Materialien enthalten sind. Robust und spannend muss es natürlich auch sein. Denn meistens enden Impulskäufe, wenn Trendfarben, neue Muster oder auch besondere Stoffe locken, in weiteren Käufen, wenn etwa die Qualität nicht stimmt oder das vorher ausgesuchte Modell doch nicht so ganz seinen Zweck erfüllt. Klar, hat fair-produziert und ökologisch unbedenklich seinen Preis. Aber mit Blick auf die Gesundheit des Vierbeiners und den ökologischen Fußabdruck sollte uns Haltern dies auch wert sein. Und dann bleibt die Spielzeugkiste eben halb voll – Hund beschäftigt sich sowieso lieber mit Schlafen, anderen Artgenossen oder seinem Menschen.
Denkt immer daran: Kauft und behaltet nur die Dinge, die Euer Hund wirklich braucht, die zu ihm passen und die Ihr wirklich (lange) nutzt.
Noch ist der komplette Verzicht auf Plastik nicht ganz so einfach. Aber mit vielen kleinen Schritten und einem achtsamen Blick können wir Hundehalter gemeinsam viel bewegen und die Welt ein bisschen grüner machen.