Infrage

Draußen vorm Haus

A

uf dem Weg zum Supermarkt schiebt sich die Menschenmasse über den Bürgersteig. Es ist Feierabendzeit - schnell in den Supermarkt, auf dem Weg nach Hause oder zu Verabredungen. Die Straßen sind voll und ich mittendrin. Zwischen Späti, Imbiss und Bio-Supermarkt sitzt eine Gruppe Jugendlicher und bettelt . Zwischen dem Gemurmel und dem Treiben höre ich es fiepen. Ich bin etwas irritiert - denn von den Jugendlichen scheint es nicht zu kommen. Woher das Geräusch kommt, sehe ich ein paar Meter weiter. Ein kleiner Pudel steht aufgeregt vor dem Supermarkt - angebunden und wartet voller Ungeduld auf seinen Menschen. Und fiept. In meinem Kopf diskutiere ich die große Frage: Soll ich in der Nähe bleiben und aufpassen, dass dem kleinen Hund nichts passiert? Oder ist das zu übergriffig?  Ich bin im Zwiespalt - diese Leichtfertigkeit bzw. Risikobereitschaft kann ich nicht mit mir vereinbaren. Aber darf ich deshalb in die Privatsphäre anderer Hundemenschen eingreifen? Denn verboten ist das Anbinden vor Geschäften ja nicht. Und in akuter Gefahr ist der kleine Hund in diesem Moment nicht. Wo ist nun die Grenze? 

Das Schicksal vom seit Monaten vermissten Oskar ist sogar über unsere Berliner Stadtgrenzen mittlerweile bekannt. Doch nicht nur im Diebstahl des geliebten Vierbeiners (auf Nimmer Wiedersehen) lauert die Gefahr. Angebunden und auf sich allein gestellt können sich die Hunde gefährlichen oder unangenehmen Situationen nicht entziehen. Sie können angefasst, getreten oder durch andere Hunde angegriffen werden. Ich habe auch schon von Vorfällen gelesen, wo fremde Personen versucht haben, den Hunden etwas zu füttern – mit den derzeit anscheinend überhand nehmenden Giftködervorfällen ein nicht zu unterschätzendes Risiko. Ist das einen schnellen Einkauf wert?

Das frage ich mich und gehe weiter – in der Hoffnung, von diesem kleinen Hund keine Vermisstenanzeige zu lesen.