Kleine Rituale, die unseren Alltag bereichern
s ist 05.00 morgens. Langsam bricht die Dämmerung herein. Der Regen klopft sanft gegen das Fenster. Mein Wecker auf dem Handy hat keine Chance in diesem Wettlauf. Denn noch bevor der erste Ton die Stille durchbricht, höre ich es leise tapsen. Ein Schütteln von der Schnauze bis in die Schwanzspitze kündigt den Sprung ins Bett an und schon liegt er zielsicher auf meinem Brustkorb. Ist es mal die Nase, die sich durch die Dunkelheit in mein Gesicht schnuppert, landet heute eine warme Pfote auf meiner Wange. Es ist also Zeit zum Aufstehen. Aber vorher muss ich Niko nochmal snoozen. Eine Angewohnheit, aus der mittlerweile ein liebevolles Ritual geworden ist. Aus dem Wecken werden Neckereien und daraus unsere allmorgendliche Schmuserunde. Niko kringelt sich neben mir ein, ganz leicht streiche ich durch sein Fell und wir schlummern noch eine halbe Stunde, bevor wir zu unserer Earlybird-Runde aufbrechen.
In den letzten Monaten hat sich etwas bei uns verändert. Kleine Gewohnheiten, die schleichend in unserem Alltag Platz genommen haben. Gewohnheiten, die ich nicht mehr missen möchte. Denn generell sind Rituale für uns Menschen wirklich wichtig – sie geben uns Struktur und damit auch die nötige Sicherheit in den unterschiedlichsten Lebenslagen. Besonders diese kleine bewusste Auszeit am Morgen nimmt viel Hektik aus unserer bisherigen Morgenroutine. Einfach nochmal die Augen schließen, die kleinen, wilden Locken auf meinem Arm spüren und dem leisen Schnarchen lauschen.
Gemeinsam schmeckt’s am besten!
Miteinander zu essen, verbindet. Kein Wunder, dass wir uns mit Freunden zum Lunch oder Dinner treffen, zum Kochen nach Hause einladen und der Kaffee unterwegs am Besten in netter Gesellschaft schmeckt. Auch bei unseren Vierbeinern ist das ähnlich. Früher habe ich sehr genau darauf geachtet, meine Mahlzeiten immer zuerst einzunehmen und erst dann Nikos Napf zu füllen. Von meinem Teller gab es vorher nichts. Denn von Anfang an wollte ich vermeiden, ihm damit das Betteln beizubringen. In irgendeinem Ratgeber hatte ich auch gelesen, dass diese Reihenfolge beim Essen wichtig sei, um die Rangstellung klar zu signalisieren. Heute ist mir das total egal. Ein klares Nein reicht aus, um Niko eindeutig zu zeigen, dass es definitiv nichts gibt. Er dreht sich dann meistens mit einem Schnaufer weg. Begeistert ist er davon nicht, aber er akzeptiert die klare Ansage. Gibt es aber etwas, das ich mit ihm teilen möchte, mache ich das auch. So wie meistens am Wochenende, wenn wir auf unserer Lieblingsstrecke unterwegs sind: Wie jeden Samstag kommen wir an einer Naturbäckerei vorbei. Ein frisches, duftendes Brot – außen ganz kross und innen herrlich weich – muss unbedingt mit und lässt die Vorfreude auf einen baldigen Snack steigen. Denn sind wir im Park angekommen, gibt es erst einmal eine kleine Stärkung, die ich gerne – in pudelgerechten Portionen – teile.
Aber auch zu Hause darf es nun des Öfteren mal für Zwei sein. Vor über einem Jahr bekam ich einen Smoothie Maker geschenkt, der seitdem in einen Dornröschenschlaf in meinem Küchenregal gefallen ist. Keine Ahnung, warum. Erst vor kurzem habe ich ihn quasi wiederentdeckt und direkt ein paar Rezepte ausprobiert. Das Gute: Mit den richtigen Zutaten hat auch Niko gleich was davon. Er ist nicht der größte Obst- und Gemüsefan. Ob er Lust auf ein Stück Wassermelone hat oder ihm die Blaubeere zusagt, ist ziemlich tagesformabhängig. Bananen lässt er links liegen. Obst- und Gemüsemischungen sind zwar in seinen Mahlzeiten dabei, allerdings bringt ein Smoothie ab und an eine leckere Abwechslung, die er sich bisher nicht entgehen lassen hat.
Zu unseren Favoriten gehören momentan:
- eine Birne
- eine gute Hand voll Ruccola
- die gleiche Menge Blattspinat
- etwas Gurke
- etwas Wasser
- ein Teelöffel Hanfsamen
Grüne Smoothies sind ziemlich gesund – nicht nur für den Menschen. Das in den grünen Sorten enthaltene Chlorophyll wirkt blutbildend und blutreinigend, aber auch antibakteriell und antioxidativ. Beim Kauf achte ich zudem auf Bio-Qualität, aber auch dass nichts in Plastik verpackt ist. Immer mehr Supermärkte nehmen sich ein Beispiel und versuchen, ihr Sortiment entsprechend umzustellen. Alternativen bieten Unverpackt-Läden oder auch Marktstände von Biobauern aus der Region.
Ein Gute-Laune-Spaziergang zwischendurch
Morgens im Wald zu stehen (oder in einem großen Park), die Stille genießen und mich treiben lassen. Am Wochenende gibt es für mich meistens nichts Schöneres, um in den Tag zu starten. Während Niko sich durch das Laub schnüffelt, lausche ich dem Rauschen der Bäume und versuche meine Beobachtungsgabe zu schärfen. Unter der Woche gelingt mir das recht selten. Enge Termine und ein meist durchgetakteter Tag lassen mich auf das Wesentliche beschränken. Möglichst abwechslungsreiche Runden durch den Kiez, wenn es geht, zu Fuß zu den Terminen. Wie sehr sich dann noch Stress und Hektik auf die Stimmung auf dem Spaziergang übertragen, ist bereits nach den ersten Metern nicht zu übersehen. Bin ich hektisch oder aus verschiedenen Gründen angespannt, wird der Spaziergang ganz genauso. Eine Stressfalle, die sehr zuverlässig zuschnappt.
Sind wir zum Beispiel zu spät dran, bleibt für ausgiebiges Schnüffeln und Markieren im 10-Meter-Takt einfach keine Zeit. Mit schnellen Schritten versuche ich voranzukommen. Die Rechnung geht allerdings nie auf. Denn je schneller ich werde, desto langsamer und unnachgiebiger wird Niko. Hier schnüffeln, da nochmal schnuppern. Zeitlupentempo. Und in eine völlig andere Richtung ziehen. Sind wir an diesem Punkt angekommen, hilft nur noch tief durchzuatmen, das Tempo rauszunehmen und einfach in diesem Moment ankommen. Die innere Ruhe stellt sich dann von ganz allein ein. Kommen wir dadurch vielleicht ein paar Minuten zu spät oder mein eigener Zeitplan verschiebt sich, ist es gar nicht schlimm. Stress und Druck machen wir uns meistens nicht nur selbst, sondern auch völlig unnötig. Und ist es für das Gegenüber nicht auch viel schöner, wenn ich entspannt und gut gelaunt zur Verabredung erscheine?
Sandkastenliebe
Sandhaufen üben auf Niko eine magische Anziehungskraft aus. Es gibt kaum eine Baustelle, an der wir vorbeikommen, in der Niko nicht seine Nase und Pfoten tief in den Sand graben möchte. Zum Glück gibt es da noch unseren Hinterhof. In meinen Augen kaum an Trostlosigkeit zu überbieten, liebt Niko seinen Abenteuerspielplatz. Zum Verweilen lädt der Hof leider nicht ein. Jedes Jahr zum Frühling male ich mir blühende Büsche, eine schöne Rasenfläche und ein Meer aus Blumen aus. Früher war die gesamte Fläche mit einer Art Plastikfolie unterlegt, damit auf der Erde nichts wachsen kann. Bis auf ein paar kleine Bäume, ein Feld mit Kieselsteinen und Sträuchern entlang des Zauns zum Nachbarhaus blieb es einfach leer. Nach dem Wechsel des Hauseigentümers hat sich daran nicht viel geändert, außer dass die Plastikfolie ausgegraben und ein Teil der Fläche mit Sand aufgefüllt wurde. Einmal am Tag gehts nun raus auf Toberunde in den Hinterhof. Ein bisschen buddeln, nach Schätzen suchen und wilde Runde drehen. Und Niko liebt es. Die „Buddel-Hinterlassenschaften“ beseitige ich natürlich gleich wieder.
Der Genuß der Stille
So lange ich mich erinnern kann, lasse ich Musik oder Hörbücher bei fast allen Gelegenheiten im Hintergrund laufen, damals bei den Hausaufgaben, zum Lernen für die Klausuren und heute im Homeoffice. Mein Alltag ist geprägt von einer permanenten Geräuschkulisse, aber in einer Stadt wie Berlin ist das auch kein Wunder. Auch Niko hatte sich daran schnell gewöhnt. Dachte ich jedenfalls. Vor ein paar Monaten ist mir aber aufgefallen, dass er immer seltener im Schlafzimmer vorbeischaut, wenn entweder noch Filme oder Hörbücher laufen. Erst wenn wirklich alles still und dunkel ist, höre ich sein leisen Tappen auf der Suche nach einem bequemen Schlafplatz. Vor einiger Zeit habe ich aus einer Laune heraus angefangen, stille Zeiten auszuprobieren. Warum? Nach Erkenntnissen aus der Hirnforschung reichen schon ein paar Minuten Stille täglich aus, um spürbar zu entspannen und das Gehirn zu stimulieren. Laute Geräusche hingegen lassen den Blutdruck ansteigen, aktivieren die Amygdala im Gehirn, die wiederum das Stresshormon Cortisol ausschüttet. Also je lauter, desto gestresster.
Für wohltuende Stille müssen wir uns aber nicht in den tiefen Wald zurückziehen. Es reicht einfach, ab und zu mal den Stecker zu ziehen.
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