Pack‘ die Badehose ein oder lieber doch nicht?
Der Berliner Sommer macht es dieses Jahr ganz besonders spannend: Hitze und Regen wechseln sich ab wie bei einer Achterbahnfahrt auf dem Jahrmarkt. Ist die Sonne dann endlich mal wieder auf Stippvisite zu sehen, kommt auch der schwarze Pudelpelz so richtig auf Hochtouren. Ganz klar, dass wir, wo es nur geht, nach Abkühlung suchen: ein kleiner Springbrunnen hier, ein Teich im Park, der Flußlauf auf dem Feld oder eine kleine Runde am Hundestrand. Doch die aktuellen Geschehnisse rund um den Tegeler See trüben unseren Badespaß momentan erheblich. Mit kalten Füßen und akribischem Auge schleiche ich vorsichtig an den Ufern entlang. Aber kann ich als Laie erkennen, ob Gewässer gesundheitlich unbedenklich sind?
Außen Hui, innen Pfui
Nichts ist verlockender als kühles, klares Wasser. Doch was so vermeintlich sauber glänzt, kann trotzdem durch Verunreinigungen wie Fäkalien belastet sein. Und das ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Bäh!
Ob das Gewässer tatsächlich eine Mogelpackung ist, kann das LAGeSo (Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin) sagen. Eine interaktive Karte und Badegewässerprofile klären über die Wasserqualität der Seen und Flüsse auf. Bisher war ich da auch ziemlich nachlässig – Asche auf mein Haupt. Letztes Jahr bin ich mit Niko zum Beispiel auch des Öfteren an der Rummelsburger Bucht spazieren gegangen, weil es dort auch die eine oder andere gute Einstiegsstelle gibt. Bis vor einigen Wochen ein Artikel auf Mit Vergnügen meine Illusion schlagartig nieder machte. Die Belastungen durch die einstige Industrie entlang der Bucht sind auch nach vielen Jahren – am und im Wasser – noch sehr hoch und deutlich gesundheitsschädigend. Mittlerweile meide ich das Gebiet sogar, auch wenn es insbesondere in den Morgenstunden dort sehr idyllisch ist.
Unterschätzte Gefahr durch Algen
Damit habe ich mich noch viel zu wenig beschäftigt. Für mich war bisher eher der äußerliche Gesamteindruck des Gewässers ausschlaggebend. Wir wären also ein leichtes Opfer am Tegeler See geworden: Die Gefahr zeigt sich durch einen blau-grünen Schimmer auf den See oder dichte Schlieren. Obwohl sie als Algen bezeichnet werden, sie handelt es sich aber um nicht zu unterschätzende Bakterien: Nach ausgiebigen Untersuchungen wurde nun ein atypischer Blaualgenstamm im Tegeler See nachgewiesen, der in dieser Konzentration mit seinen freigesetzten Algentoxinen sehr schnell tödlich wirkt. Die Verfärbung des Wassers ist den Spaziergängern und Hundehaltern am Ufer des Gewässer nicht sofort aufgefallen. Ein paar Anwohner hatten im Nachgang berichtet, dass ihnen teilweise ein sehr unangenehmer Geruch des Sees aufgefallen ist, der ein ufernahes Aufhalten partiell unmöglich machte. Belastete Gewässer inklusive dem Uferbereich sollten nicht nur von Vierbeinern gemieden werden.
Als Faustregel hilft ein einfacher Trick: Sind im knietiefen Wasser die Füße nicht mehr zu sehen, enthält das Gewässer zu viele Cyanobakterien.
Viele Enten = schmutziges Wasser
Erst vor einigen Monaten waren einige Gebiete in Berlin wegen Vogelgrippe-Gefahr gesperrt bzw. ein expliziter Leinenzwang für Hunde angeordnet. Auch jetzt sollten Gewässer, die bei Wasservögeln hoch im Kurs stehen, als Badeort gemieden werden. Gar nicht so einfach, Niko davon zu überzeugen. Nur zu gerne legt er sich auf die Lauer, um das Schnattervieh zu erschrecken und ins Wasser zu jagen. Und genau hier liegt das Problem: Viele Köche verderben den Brei und viele Wasservögel eben die Sauberkeit des Wassers. Sie koten nämlich ins Wasser und können unter anderem dazu beitragen, dass sich sogenannte Zerkarien im See entwickeln: Auf der Suche nach einem neuen Wirt machen die Parasiten auch nicht Halt vor Zwei- und Vierbeinern. Die Folge sind stark juckende Hautirritationen an den Eindringstellen der Zerkarien, die nicht selten eine Quaddelbildung mit sich führen. Empfehlenswert ist immer die reinigende Dusche danach, aber wer hat schon eine im Handgepäck dabei? Das Abtrocknen mit einem Handtuch kann aber schon präventiv gegen die Besiedlung des Fells durch Schädlingen helfen. Und auch hier die Ohren nicht vergessen!
Vorsicht bei Fließgewässern
Schwimmen ist zwar ein toller Zeitvertreib, dennoch sollte immer an mögliche Risiken gedacht werden. Treten etwaige Symptome oder Veränderungen am Hund auf – auch nach einigen Tagen, ist ein Besuch beim Tierarzt unvermeidbar. Ist die Wasserbeschaffenheit optimal und das Gewässer sicher, gilt für einige Hunde trotzdem Schwimmverbot. Leidet der Hund nämlich an Herzproblemen, Epilepsie oder Diabetes, kann er im Wasser das Bewusstsein verlieren und ertrinken. Auch frisch operierte und immunschwache Hunde sind besonders anfällig für Infektionen. Zur Vorbeugung sollten stehende, riechende Gewässer gänzlich gemieden werden. Echt nicht einfach, denn Schlammlöcher, Pfützen oder Tümpel sind für die meisten Fellnasen so verlockend wie die Sirenen für Odysseus.