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Was braucht eine gute Hundeleine? Im Gespräch mit pawpow

*Werbung | Im Gespräch mit Aylin Hinz und Sarah Ahlf von pawpow

Sie sind bunt oder einfarbig, aus Leder oder Stoff, kurz oder so lang, um sie sich über die Schulter zu hängen – Hundeleinen. In der Stadt geht bei uns fast nichts ohne Leine. Für mich bedeutet sie Sicherheit, um Niko und andere vor Gefahren zu schützen und uns miteinander zu verbinden. 

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich Nikos erste Leine gekauft habe. Er war damals noch in Spanien und ich war aufgeregt dabei, alles für seinen Einzug vorzubereiten. An einem warmen Sommernachmittag machte ich mich auf den Weg in ein größeres Tierbedarfsgeschäft. Völlig unbedarft ließ ich mich einfach von den Farben und Stoffen leiten und so landete eine azurblaue Gurtleine in meinem Einkaufskorb. Über das, was eine optimale Führleine eigentlich ausmacht und was sie für unseren Alltag können muss, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. 

Diese erste Leine hat uns tatsächlich nicht sehr lange begleitet. Die Wartezeit an roten Ampeln verkürzte sich Niko mit dem genüsslichen Zerbeißen des Gurtbandes. Erst später machte es bei mir „Klick“. Die Leine war für Nikos Alter und Gewicht einfach ein bisschen zu schwer. Das war mir vorher gar nicht so bewusst. Denn die folgenden Leinen – mit spürbar weniger Gewicht – wurden von den Pudelzähnchen in Ruhe gelassen.  Wir haben so einiges ausprobiert – Leder, Biothane und sogar eine Flexileine zog für eine kurze Zeit bei uns ein.  Und heute weiß ich, was eine Leine für uns können muss. Aus ethischen Gründen verzichte ich auf Leder; und für die unterschiedlichsten Abenteuer warten zu Hause eine Schleppleine aus Biothane und drei verschiedene Führleinen aus Stoff bzw. Funktionsmaterial.

There’s a new kid in town.

Auf Aylin und Sarah bin ich in einer Pudel-WhatsApp-Gruppe aufmerksam geworden. Aylin ist mit ihrem Pudel Anton ebenfalls Mitglied und erzählte dort von ihrem neuesten Projekt. Noch ein neues Hundelabel? – waren meine ersten Gedanken. Das Angebot an Hundeaccessoires ist jetzt schon ziemlich unübersichtlich. Dem „Warum“ bin ich einfach mal auf die Spur gegangen:  

Aylin und Sarah kennen sich schon ewig – über die berühmten drei Ecken und auch in einer Großstadt wie Berlin läuft man sich durchaus im Nachtleben oder zufällig im Job des Öfteren über den Weg. In der Zwischenzeit zog Pudel Anton bei Aylin ein (Ein wirklich lustiges Kerlchen!) und auch Sarah spielte seit längerem mit Gedanken über vierbeinigen Familienzuwachs. Denn mit ihrer neuen Selbstständigkeit konnte sie einem Hund im Alltag gut gerecht werden. Aus der Bekanntschaft wurden viele Telefonate und am Ende eine gemeinsame Idee: ein eigenes Label für Hundeaccessoires. (Übrigens zog Windspiel Balu in der Zwischenzeit bei Sarah ein und komplettiert nun das pawpow-Quartett.) 

Denn wie lässt sich besser herausfinden, was Hund und Mensch brauchen, wenn nicht durch eigene Erfahrungen. 

„Wir verfolgen mit unserem Label nicht die Wegwerfmentalität, wir wollen, dass sich die Leute Gedanken machen vor dem Kauf, und das man wirklich darüber nachdenkt, brauche ich das jetzt, macht es denn jetzt wirklich Sinn, mir das zu kaufen“, erzählt Aylin. „Das Aussehen ist beiden immer sehr wichtig gewesen, die Produkte, die man so findet im deutschen Hundemarkt gefielen beiden nicht und haben auch nicht ihren Bedürfnissen entsprochen. Da kam immer mehr der Wunsch, etwas eigenes zu gestalten. Was uns gefällt und wo wie auch dahinter stehen“, ergänzt Sarah. Für ihr Projekt ergänzen sich die Beiden perfekt: Sarah kommt aus dem Modedesign und konnte viele Erfahrungen in der Entwicklung von Schnittmustern und Prototypen sowie bei der Auswahl der richtigen Materialien sammeln. Aylin hat Kommunikationsdesign studiert und eine Leidenschaft für Papier – ideal für Branding, Packaging und Customer Experience. 

Prototypen und Materialauswahl

Ein ganzes Jahr haben Aylin und Sarah an ihrem Label gearbeitet. „Der größte Meilenstein war das Gründungsdatum auf dem Papier. Tatsächlich ist es gar nicht so einfach in Deutschland zu gründen. Wir mussten uns mit ziemlich viel Bürokratie auseinandersetzen und uns in die ganzen wirtschaftlichen Themen einarbeiten“, erinnert sich Aylin. „Ein weiterer war, als wir die Designs festgelegt und unseren ersten Prototypen gebaut haben. Wir haben in meiner Küche zusammengesessen, um uns herum Berge an Materialien und Werkzeuge. Unsere Hände waren übersät mit Blutergüssen.“ 

In den kreativen Prozessen wurden Materialien gemischt; Überlegungen gemacht, wie mit offenen Schnittkanten umgegangen werden kann; welche Farbwelten das Sortiment und schließlich auch die Marke prägen sollen. „Ganz am Anfang wussten wir beide noch nicht, welchen Weg wir gehen wollen. Quietschbunt und absolut jung stand auch auf dem Plan. Nach einer Nacht drüber schlafen musste ich Aylin anrufen – wovon ich den Abend zuvor noch so überzeugt war, hinterließ mir am Morgen ein bisschen Bauchschmerz“, lacht Sarah. „Wir sind dann nochmal zurückgegangen in unseren Designprozess und haben uns auf die Suche nach unserer eigenen Sprache begeben und dabei versucht, Trends auszublenden. Der Wunsch nach Minimalismus und klaren Strukturen war dabei sehr präsent.“ 

© pawpow

Von der Skizze zum ersten richtigen Prototypen ging es nun an die Auswahl der Materialien. Leder bzw. Stoffe tierischen Ursprungs lehnen beide für ihre Produkte ab. „Wir hatten auch zuerst überlegt, mit Leder zu arbeiten. Haben das aber schnell wieder verworfen. Es fühlte sich einfach nicht richtig an, für unsere eigenen Tiere quasi die Haut anderer Tiere zu nutzen. Leinen aus Stoff oder Gurtband sind zwar vegan, ziehen sich allerdings schnell mit Gerüchen und Schmutz voll. Und bleibt der Hund mal im Gebüsch hängen, wird meistens auch die Oberfläche beschädigt. Das Rennen machte schließlich Biothane. Sie garantiert eine gewisse Langlebigkeit und damit auch weniger Müll. Das war uns bei der Materialrecherche sehr wichtig, und auch dass es den Ansprüchen des Hundes gerecht wird.“ 

Als Biothane versteht man im Allgemeinen ummanteltes Gurtband, welches in unterschiedlichen Qualitäten von verschiedenen Herstellern angeboten wird. Im Original ist Biothane das Produkt eines US-amerikanischen Unternehmens. Neben seiner Reißfestigkeit überzeugt das Material durch einige positive Eigenschaften – es ist schimmelresistent, antibakteriell, UV-Lichtbeständig, und es kann sehr einfach gereinigt werden. Biothane bietet unterschiedliche Dicken und Breiten an, sogar in bedruckten und speziellen Designs. Nicht alles ist für den deutschen Markt ohne Weiteres erhältlich. Wenn es Spezialwünsche sind, die der Zwischenhändler nicht anbietet, müssen in der Regel 10km Material abgenommen werden – eine echte Hürde für Startups und kleine Manufakturen.

Biothane habe ich regelmäßig in der Hand. Als Schleppleine leistet das Material schon seit ein paar Jahren ziemlich gute Dienste auf unseren Abenteuern. Über Stock und Stein, durch Gebüsche und im Wasser – die Leine ist immer noch tiptop in Ordnung und zeigt keine Materialermüdung. Ich erinnere mich an unseren ersten Winter. Damals hatte ich eine Schleppleine aus Gurtband dabei. Schon nach den ersten Metern auf dem verschneiten Tempelhofer Feld war die Leine vollgesogen mit Schneematsch. Sie war damit nicht nur deutlich schwerer. Wie sollte ich die Leine halbwegs sauber nach Hause bekommen, ohne dabei meine Tasche komplett zu verschmutzen? Daran hatte ich vorher überhaupt nicht gedacht. Und auch auf Waldspaziergängen war das Gurtband weniger nützlich. Niko verhedderte sich permanent an irgendwelchen Gebüschen oder Wurzeln. Klarer Vorteil von Biothane. 

Was ich allerdings bis jetzt noch nicht wusste: Biothane ist hitzeresistent. Heizen sich im Sommer dunkle Lederhalsbänder, Geschirre und Leine durch die hochsommerlichen Temperaturen auf (ähnlich wie wir es von den schwarzen Autositzen kennen), bleibt Biothane davon unberührt. Aylin und Sarah haben dies im vergangenen Sommer ausgiebig getestet.

Form follows function

„Wir lieben simple geometrische Figuren, die nicht einfach nur schön aussehen, sondern auch eine gewisse Funktion haben. Unsere Leinen sind von ihrem Design angelehnt an die Simplizität der Bauhausbewegung“, erklärt mir Aylin. Im Bauhaus wurde versucht, Design oder eben auch Kunst mit einem Handwerk neu zu verknüpfen. „So entsteht etwas Schönes, was zugleich aber auch eine Funktion hat und nicht einfach nur was schönes, was einfach nur schön aussieht. Und das ist eben unser Anspruch“, ergänzt Sarah. „Wir haben viel Wert darauf gelegt, dass wir mit hochwertigen Materialien und so lokal wie möglich produzieren.“ Beim Gestalten ihrer Leine haben Aylin und Sarah ihr Augenmerk auf verschiedene Aspekte gerichtet, wie beispielsweise auf die perfekte Länge für den Spaziergang durch die Stadt. Auf der Suche nach hochwertigen Zutaten die ihren Ansprüchen an Langlebigkeit und Design gerecht werden, ist viel Zeit vergangen. 

„Wir haben uns mit diversen Arten der Beschichtung auseinandergesetzt und herausgefunden, welche für uns funktioniert und welche nicht. Zudem haben wir viel ausprobiert. Zutaten von der Stange waren oftmals zu dünn oder zu leicht und kamen unserem Anspruch an Qualität nicht nach.“

Hingucker ist der große Aluminiumring als Griff. Diesen haben beide eigens anfertigen lassen und auch hier verschiedenste Beschichtungen getestet, bis sie die perfekte gefunden haben: Ein mattes Schwarz, das samtweich in der Hand liegt und zudem sehr hochwertig ist. Das Aluminium ist durch sein Gewicht perfekt – nicht zu leicht und nicht zu schwer. 

© pawpow

Wie lässt sich die Qualität von Biothane erkennen? “Beim Prototyping haben wir diverse Materialien ausprobiert und entsprechend getestet. Das Material, was innen verwendet wird, ist einfach extrem reißfest. Die Qualitätsunterschiede sind ziemlich groß. Bei manchen gehen die Schneidwerkzeugen so einfach durch wie bei Butter – zum Fertigen ist das natürlich toll, aber für einen längeren und ausgiebigen Gebrauch nicht geeignet, weil die Materialien zu schnell reißen.”

Made in Berlin – sozial und fair 

Eine faire, möglichst regionale Produktion war Aylin und Sarah von Anfang an wichtig. Um mögliche Partner zu finden, haben beide viel Zeit in die Recherche und anschließende Gespräche investiert. Über einen Kontakt aus dem Netzwerk wurden sie in Berlin fündig und sind mit einer Werkstatt für Menschen mit Beeinträchtigungen in den Austausch getreten. Viele Meetings später konnten sie die Zusammenarbeit besiegeln. “Wir sind quasi in der Nähe, falls mal irgendetwas sein sollte, und sind damit schön nah an der Produktion dran”, erzählt Sarah. “Was uns wirklich beeindruckt hat, dass sich die Werkstatt sogar an neue Projekte herantraut, die sie vorher in der Form noch nicht umgesetzt hat. Besonders ist auch der Aufbau der Produktion. Anders als in der klassischen und Effizienz-orientierten Wirtschaft – also dass so wenig wie möglich Arbeitsschritte und Zeit verbraucht werden, ist in der Werkstatt ganz anders konzipiert.

Die einzelnen Fertigungsschritte werden weitestgehend aufgegliedert, damit so viele Menschen wie möglich am gesamten Prozess beteiligt sein können. “Es gibt auch verschiedene Schweregrade der Beeinträchtigung. Manche können Maschinen eigenständig bedienen, die dort schon seit Jahren arbeiten und sich das auch zutrauen.  Andere wiederum sind so stark beeinträchtig , dass sie eher einfache Sachen machen, wie zum Beispiel immer einen Hebel zu bedienen. In der Werkstatt wird darauf geachtet, dass jeder nach seinem Ermessen den optimalen Arbeitsplatz bekommt. Im Gesamteindruck hat uns das total überzeugt. Auch, weil die Menschen ihre Wünsche äußern können – an welchen Aufträgen sie arbeiten wollen und welche Arbeitsgebiete sie sich zutrauen”, erzählt Aylin. Erst vor wenigen Tagen haben die beiden den Werkzeugmacher persönlich kennengelernt. Denn für die Produktion müssen einige Werkzeuge speziell angefertigt werden.

© pawpow

In der Werkstatt wird ebenso das Packaging und der Versand für pawpow abgewickelt. Auch hier steckt viel Vorbereitung in den Details, damit die Produkte in kleinen Baumwollsäckchen und Paketbeileger ihren Weg zu den Kund*innen finden. “Es gab tatsächlich auch nur eine Anmerkung, ob es uns wichtig sei, dass der Sticker, der das Paket schließt, ganz exakt aufgeklebt ist. Es kann eben sein, dass sich die Klebestelle etwas verschiebt. Aber das gehört für uns zur Handarbeit dazu”, erinnert sich Sarah. “Alternativ hätten wir diesen ganzen Prozess auch extrem verkürzen können – mit einer Produktion in China. Es war ziemlich herausfordernd, Angebote für die Produktion im europäischen Raum zu bekommen.”

Was kommt als nächstes?

Ob Carhartt, Prada oder Moncler – Mode und Alltagszubehör für unsere Hunde beschäftigt nun auch die exklusiven Designer. “Für uns ein gutes Zeichen, zur richtigen Zeit unser Projekt umzusetzen. Unser Launch steht unmittelbar bevor und wir wollen relativ zügig unser Portfolio weiter ausbauen. Die Hundeleine ist erst der Anfang. Parallel möchten wir eine Art Hunde-Community aufbauen. Sie wäre quasi die Brücke, wie wir uns richtig kennengelernt haben. Denn jeder hat zumindest eine Person im Umfeld, die stets gefragt wird, wenn man selbst nicht weiter weiß oder nach Erfahrungen sucht. Das wollen wir zusammenbringen und bündeln. Und eben einen Austausch anbieten”, erzählen beide. 

Anmerkung: Die Leine wirft auf diesem Bild noch ein paar kleine Wellen. Das liegt daran, dass wir sie nur wenige Minuten zuvor ganz neu ausgepackt haben. In der Zwischenzeit hat sie sich ausgehängt und ist ganz glatt.

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