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Vollzeitpfoten

Coworking mit Hund

O

Ob das Bürohunde-Buch, an dem Nina und ich fast ein ganzes Jahr gearbeitet haben, wirklich hält, was es verspricht, prüfe ich gerade selbst auf Herz und Nieren.

Ein spannendes Gefühl! Denn das Neujahr stand ganz unter dem Zeichen des Aufbruchs – auf neue Wege, neue Erfahrungen und vor allem neue Abenteuer. Ein frischer Wind musste her, damit ich endlich wieder atmen konnte und genug Raum für neue Projekte habe. Jetzt ist es schon Februar. Und nach einer kleinen Verschnaufpause im Januar liegt nun die erste Woche des neuen Alltags hinter uns. Tageweise sind der Pudel und ich nun in einem Coworking Space anzutreffen. Meine Entscheidung, Altes loszulassen, fühlt sich also immer noch sehr richtig an.

Neue Gesichter, neue Eindrücke und eine neue Freundin für Niko.

… Herr Pudel trifft Frau Pudel

Unseren Platz haben wir in einem kleinen, aber doch sehr gemütlichen Büro gefunden. Mit drei Kolleginnen gesellt sich auch eine kleine Pudelmischlingsdame dazu. Wie Niko wurde sie adoptiert und blüht nun seit einigen Monaten in ihrem neuen Zuhause auf. Für Niko (und auch mich) ein Segen. Denn er genießt die gemeinsame Zeit mit Artgenossen. Doch wie wird sich das gestalten, wenn sich plötzlich zwei Hunde das Büro teilen müssen. Wird Frau Pudel ihr Territorium gegen den neuen erst einmal verteidigen? Wie wird es sich bemerkbar machen, dass beide nicht kastriert sind? Erwartungsvoll ging es mit gepackter Tasche an unserem ersten Tag in den Coworking Space. Bequeme Decke, Wasserschale und ein paar Leckerlis. Damit sollte der Start sehr gut klappen. Als wir ankommen, ist das Büro noch ziemlich leer. Gut für uns, denn so hat Niko genug Zeit, alles in Ruhe zu erkunden. Sein Plätzchen neben meinem Schreibtisch war schnell gefunden. Viel Auswahl gab es ja nicht. Aber dennoch waren alle wichtigen Voraussetzungen für einen guten Liegeplatz erfüllt. Relativ schnell legte sich Niko dort auch von allein ab. Ein gutes Zeichen. Und dann hatte auch schon Pudeldame Zelda ihren Auftritt. Die beiden kannten sich schon von einem kurzen Treffen und die Wiedersehensfreude war entsprechend groß. Stimmt die Chemie ist das schon mal die halbe Miete für eine harmonische Büroatmosphäre.

Verständnis auf allen Seiten

Dass nun ein weiterer Hund den Coworking Space bereichert, hatte bereits die Runde gemacht. Entsprechend weitsichtig wurde dieser erste Tag auch geplant. Ein bisschen Aufregung und Getobe bahnte sich den Weg durch den langen Flur bis in unser kleines Büro. Aber auch daran hatten meine neuen Kollegen schon gedacht und sich an diesem Tag darauf eingestellt, dass die Hunde für heute das Tempo bestimmen.

Wir haben das große Glück, dass sich beide Hunde ohne weiteres frei im Coworking Space bewegen dürfen. Die Atmosphäre dort ist sehr entspannt und die anderen Mitglieder stören sich nicht an den vierbeinigen Kollegen. Dennoch ist gegenseitige Rücksichtnahme wichtig, um diesen Bürofrieden auch dauerhaft zu schützen. Denn auch kleine Hunde können im Spiel ein gewisse Geräuschkulisse aufbauen. Am Nachmittag ist meistens auch ein kleines Kind zu Gast. Den beiden Pudeln begegnet das Mädchen mit einer gesunden Skepsis. Und auch die Hunde machen eher einen Bogen um das Mini-Menschlein, wenn es nicht gerade – so wie gestern – mit einer angebissenen Wurst in der Hand durch die Räume läuft. Der Geruch ist für Niko und Zelda einfach zu verlockend und neugierig näherte sich die Pudelnase der kleinen Hand. Eine Situation, mit der das Mädchen nicht so richtig umgehen konnte und zu weinen anfing. Es ist nichts passiert und wir Menschen haben das Ganze behutsam und ohne unnötiges Aufbauschen aufgelöst. Die Tränen waren dann schnell getrocknet. Ein wachsames Auge und eine gesunde Distanz, die sich für alle Seiten gut anfühlt, gehört also dazu.

Aber auch eine kleine Vorstellungsrunde war sehr hilfreich, damit sich alle gut auf Niko einstellen konnten. Zum Beispiel bewegt er sich meistens sehr lautlos durch den Raum und legt sich mit Vorliebe direkt an Bürostühlen ab. Ein unbedachtes Aufstehen oder Hin- und Herrollen mit dem Stuhl kann schnell schmerzhaft für kleine Pudelpfoten enden. Natürlich durfte auch das „Essen-in-Taschen“-Gebot nicht fehlen. Aber bis jetzt hält er sich mit dem Inspizieren fremden Eigentums erstaunlich zurück.

Das Kapitel mit den Tipps zum Umgang bei Konflikten konnte ich also getrost erst einmal überblättern. Und auch das Ankommen klappte – für uns beide – ziemlich schnell, woran Zeldas Anwesenheit mit Sicherheit nicht unschuldig ist.

Ein Tag am Schreibtisch kann ziemlich lang sein …

Auch wenn Hunde ziemlich viel Schlafen (sollen), liegen Zelda und Niko nicht permanent auf ihren Plätzen. Neckereien, Anstupsen, Aufforderungen zum Spielen. Spielpausen zwischendurch müssen sein, um sich dann wieder nebeneinander auf der Liegeinsel zusammenzurollen. (Seitdem Niko eingezogen ist, schläft Zelda gar nicht mehr auf ihrem Platz, sondern liegt mit auf Nikos Bett.) Allerdings achten wir darauf, dass sich niemand gestört fühlt und sich jeder auf seine Arbeit konzentrieren kann. Klingelt das Telefon oder muss sich jemand gerade sehr konzentrieren, wird das Spiel sofort beendet. Regeln und Impulskontrolle ist nicht nur wichtig, damit beide abschalten und die gemeinsame Zeit genießen können, sondern dass sich auch die Kollegen nicht einschränken müssen. Und tatsächlich erlebe ich Niko viel entspannter und deutlich zufriedener als in den vergangenen Monaten. Eine Probe wartet allerdings noch auf uns: Denn weder Niko noch Zelda sind kastriert. Niko lässt sich von ihr ziemlich bezirzen. Momentan ist noch alles im Rahmen und Niko kann entspannt neben ihr liegen und ruhen. Wie sich das dann in einigen Wochen, wenn Zelda das nächste Mal läufig sein wird, verändert, werden wir abwarten. Aber auch hier wird sich mit Sicherheit eine gute Lösung finden.

Laufen wir gemeinsam durch den Space, folgt er mir wie ein kleiner Schatten oder kommt sofort hinterher, wenn ich ihn rufe. Es ist schön zu sehen, wie wohl sich Niko fühlt und dort gern Zeit verbringt.

Ich bin gespannt, wie sich die nächsten Wochen entwickeln werden. Unseren kleinen Ratgeber habe ich aber trotzdem griffbereit – auch für meine Kollegen.

Mein Kollege mit der kalten Schnauze
// Erfolgreiches Teambuilding für zwei- und vierbeinige Kollegen

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