Frühe Spaziergänge und Leberwurstmomente: Das Leben mit zwei Tierschutzhunden in der Großstadt

Manja, Heidi & Friedrich

Das Leben mit zwei Fellnasen: Was hat sich am meisten bei Dir verändert?

Durch die Hunde habe ich mittlerweile einen viel strukturierteren Tag. Das ist wohl die Sache, die sich am deutlichsten verändert hat. Vorher hätte ich ganz sicherlich nie gedacht, dass früh aufstehen einem so viel Freude bringen kann. Jeden Tag, so gegen 6.00, werde ich von zwei Fellnasen geweckt, dann gibt’s Fressen und wir drehen unsere erste Runde. Am Wochenende bis mittags ausschlafen ist also nicht mehr drin, dafür haben wir dann aber definitiv mehr vom Tag. Auch geht’s nun zur Urlaubszeit eher mal mit dem Auto nach Norwegen oder an die polnische Ostsee, als mit dem Flugzeug in die Sonne. Mit den beiden bin ich nun sehr häufig in der Natur unterwegs. Am Wochenende fahren wir dann gerne mal raus nach Brandenburg und machen ausgiebige Waldwanderungen.

Wo kommen die beiden her und warum hast Du Dich gezielt für Tierschutzhunde entschieden?

Heidi und Friedrich kommen beide ursprünglich aus Rumänien. Als ich mich 2014 intensiv damit beschäftigte, mir wieder einen Hund zu holen, war für mich eigentlich schnell klar, dass für mich kein Zuchthund infrage kommt. Ich finde es zwar grundsätzlich nicht schlimm, sich für einen Hund aus einer Zucht zu entscheiden. Allerdings war unser erster Hund ein wilder Mix vom Bauernhof und irgendwie bleibt man da hängen. Bevor ich mich an einen Verein gewandt habe, habe ich erstmal alle Tierheime abgeklappert. Bis nach Cottbus bin ich damals gefahren, aber es hat nie wirklich Klick gemacht. Dann ging es online weiter: Viele Stunden und Tierschutzvereine später habe ich dann Heidi gefunden. Es war Liebe auf den ersten Blick: Sie sah damals aus wie ein kleines Wildschwein und mir gefiel ihre Beschreibung. Ich wollte einen aktiven Hund und nach vielen Gesprächen mit der Orga durfte ich sie adoptieren.
Friedrich wiederum ist vor circa einem halben Jahr bei mir eingezogen und kommt aus dem Tierheim am See in Brandenburg. Bei ihm war mir wichtig, dass bevor ein Zweithund einzieht, die Chemie mit Heidi stimmt. Auch wollte ich diesmal einem Hund mit eher schlechten Vermittlungschancen eine Chance auf ein sicheres Zuhause geben. Friedrich hatte bis zu unserem Besuch nämlich keine einzige Anfrage erhalten. Leider nicht ungewöhnlich für größere Hunde mit schwarzem Fell und eher ängstlichem Wesen. Doch schon nach der ersten Gassirunde war allerdings schnell klar, dass er mitkommt.

Wie sehr unterscheiden sich beide Persönlichkeiten voneinander?

Heidi ist, wie Inga es mal so nett ausdrückte, ein Rummelboxer. Sie hat Energie für zehn Hunde und ist eine verrückte Nudel, die gerne auch mal mit Anlauf und Bauchklatscher in einen See springt oder Kühe aufweckt, um sie zum Spielen aufzufordern. Sie liebt es, sich zu balgen und stiftet auch gerne mal andere Hunde zu Unsinn an. Man sieht ihr richtig an, wenn sie wieder Blödsinn ausheckt – dann zieht sie immer die Stirn kraus. Sie ist definitiv kein Hund für jemanden, der immer 100% Gehorsam erwartet. Wir haben uns mittlerweile irgendwo um die 75% eingependelt.
Friedrich ist eher eine sanfte Seele und manchmal meine kleine Dusselnuss. Am Anfang war er extrem unsicher und Heidi war sozusagen sein Bodyguard. Mittlerweile ist er etwas mutiger und bewegt sich, in ihm bekannten Situationen, fast schon souverän. Er schaut sich auch fleißig Unsinn von Heidi ab. Im Urlaub morgens um 5.00 das Bett zur Spielzone zu erklären, ist auch einfach mal wirklich eine gute Idee von ihr gewesen 🙂

Wenn Friedrich sprechen könnte, was würde er mir über Dich erzählen?

Wahrscheinlich, dass ich die besten Leckerlis verteile. Dass ich häufig eine Leberwursttube in der Tasche habe, weiß mittlerweile fast jeder Hund auf dem Hundeplatz. Er versteckt sich auch gerne hinter mir und ist der einzige 20 Kilo Hund, der beim Tierarzt auf Frauchens Schoß sitzen darf (was übrigens ein sehr amüsanter Anblick sein muss, wir ernten immer einige belustigte Blicke).

Dein Tipp für ein Leben mit zwei größeren Fellnasen in der Großstadt?

Zieh in einen Randbezirk – hier sind häufig große Grünflächen und es ist deutlich ruhiger. Meine zwei sind nun ja nicht die Mutigsten und in der Innenstadt war ich bis jetzt nur mit Heidi. Mittlerweile bewegt sie sich dort relativ sicher, es gibt aber definitiv schönere Orte für sie. Friedrich ist mir ehrlich gesagt noch zu unsicher für zum Beispiel große Menschenmengen. Insbesondere bei Tierschutzhunden sollte man die Grenzen seiner Vierbeiner gut kennen und diese nicht sofort ausreizen, denn viele haben oft schon einiges hinter sich und Vertrauen aufbauen, fällt erstmal schwer. Was natürlich aber nicht heißt, dass man nicht an allem arbeiten kann.